Hochtal Fondei

durch’s Fondeitobel hinauf nach Strassberg, Walserweg_Etappe 18

Donnerstag, 26. September 2019, ca. 3h, ca. 7 km, ⇑ 680m ⇓ 80m

Und wieder haben mich die Spuren der Walser in ihren Bann gezogen. Ich lasse den Sommer ausklingen mit einem Kurzaufenthalt im Fondei, dem einzigartigen Hochtal zwischen dem Schanfigg und dem Prättigau. Hier oben findet der Besucher eine der am besten erhaltenen und ursprünglichsten Walsersiedlungen vor.

Nach jahrelangem Widerstand gegen Skilift-Baupläne der Arbeitsgruppe «für ds Fondei»  darf das Tal nun im Winter ruhen. Die letzten fünfzig Jahre haben Initianten ehrgeiziger Projekte viele Gemüter bewegt und für einige Unstimmigkeiten im Schanfigg gesorgt. Durch den Bau von Skianlagen setzten die einen auf Fortschritt während die anderen für den Erhalt der unberührten Natur und den Schutz der Moore kämpfen mussten. Ihr Argument, dass die intakte Kulturlandschaft, die die Walser-Vorfahren über Jahrhunderte in harter Arbeit und unter grossen Entbehrungen schufen und pflegten Achtung und Respekt verdienten und nicht durch Profitgier einiger Investoren und für die Freizeitindustrie in wenigen Jahren zerstört werden darf.

vom Überlebenskampf eines Bündner Dorfes

Trotz grossem Engagement dieser Arbeitsgruppe ist der gute Ausgang doch dem Zufall zu verdanken. Die Parsennbahn AG hat schlussendlich das Ausbauprojekt ihres Skigebietes ins Fondei fallen gelassen. Überreste der Anlagen aus den Sechzigerjahren, die nur sehr kurz in Betrieb waren, wurden kürzlich entfernt. Somit kehrt endlich wieder Ruhe ein ins Hochtal mit den Mooren von nationaler Bedeutung. Man kann somit nur hoffen, dass es nun so bleibt. Der Wintertourismus soll da bleiben, wo sich dieser bereits festgesetzt hat.

Meinen Aufenthalt im Fondei musste ich mir, wie in alten Zeiten, mit einem etwa dreistündigen Aufstieg zu Fuss „verdienen“. Am Bahnhof Langwies angekommen, lief ich in etwa zehn Minuten hinauf zum Dorf und anschliessend weiter bis zum Sapünersteg, der alten Holzbrücke aus dem Jahr 1907. Als ich im August hier vorbeikam, war ein Gewitter im Anzug. Heute darf ich mir Zeit nehmen, um sowohl die Kirche Langwies, wie auch die Brücke näher zu betrachten.

Heute wird über eine Betonbrücke gefahren. Mein Weg führt nach links dem Fondeibach entlang hinauf nach Strassberg. Im unteren Teil musste dieser aus dem Felsen geschlagen werden. Es ist eindrücklich aber ungefährlich da zwischen den Felsen hinauf zu wandern. Etwas später weitet sich der Einschnitt, es folgt ein Wasserfall und eine Rüfe. Nach einem Waldstück kommt das erste Haus (Stutz) in Sicht. Etwas weiter oben fand ich an einer Hütte einen wettergeschützten Platz für eine Mittagsrast.

Höhrüfi

Strassberg besteht aus dem Hauptteil aber auch aus vielen Streusiedlungen, die alle auch einen Namen haben. Der mit Walserweg markierte Wanderweg ist so ausgeschildert, dass dieser in einem weiten Bogen durch diese Siedlungen führt, doch könnte man auch der Strasse folgen um auf direktem Weg zum Berghaus zu gelangen. Trotz dem leichten Regen entschied ich mich für den längeren Weg durch die Siedlung Blackten hindurch. Kurz später kam ich etwas von meinem Weg ab, rot-weisse Markierungen waren zwar da, doch diese führten nicht zum Berghaus Strassberg sondern weiter den Hang hinauf. Nach etwas suchen sah ich den Wegweiser neben der eingezäunten Hütte stehen, so dass ich das Grundstück durchqueren musste. Es ging wieder leicht abwärts bis zur Abzweigung, die hinauf zum Skihaus Casanna führt. (da habe ich vor Jahren einmal übernachtet) Nach einem kurzen Stück der Strasse folgend bin ich im Berghaus eingetroffen und durfte gleich mein Zimmer beziehen und mich meiner nassen Sachen entledigen. Die Regenjacke hat mich zwar vor dem leichten Regen geschützt, doch darunter war ich ganz nass vom Schwitzen. Eine heisse Schokolade gab mir wieder etwas Energie, den Rest des Nachmittags verbrachte ich mit Lesen und Ruhen und schloss den Tag mit einem feinen Nachtessen ab. Danach durfte ich schlafen wie ein Murmeltier, nur das Rauschen des Baches ist hier zu hören.

Abendstimmung

Nachtrag: Ich habe mich für zwei Nächte im Berghaus einquartiert und hatte vor, am Samstag über das Strassberger Fürggli zu den Fideriser Heubergen zu wandern. Am Samstagmorgen stand dichter Nebel, die Sicht reichte keine zehn Meter weit. Somit kam ich grad nochmals in den Genuss des Fondeitobels für den Abstieg nach Langwies. Den Umweg ersparte ich mir und folgte dem Fahrweg bis Fondei Alpa etwas oberhalb vom Stutz. Je weiter ich hinab kam, desto besser wurde die Sicht, nun ja, das ist doch grad ein Grund mehr, im nächsten Sommer nochmals hierher zu kommen, das Strassberger Fürggli und das Fondei wartet auf mich.

Walsersiedlung Strassberg im Fondei

 

Walserweg_Etappe 18 Karte

http://www.walserweg.ch/index.php/home.html

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