Von Avers Cresta bis Innerferrera (Walserweg Graubünden)
Dienstag, 22. August 2017 ca. 3 1/2 Stunden
Heute morgen habe ich das Berghaus Bergalga im Avers verlassen und ziehe nun weiter Richtung Andeer. Bis nach Andeer wären es zu Fuss ca. 9 Stunden Weg. Ich wollte heute aber nur ein Teilstück laufen. So fuhr ich mit dem Postauto bis Cresta und folgte zuerst etwas der Fahrstrasse, ich wollte noch „Migration im Avers“ besuchen, eine Ausstellung über Ein-/ und Auswanderung im Avers. Die Ausstellung ist in einem alten Walserstall untergebracht. Man muss von der Strasse etwa 1 km einer steilen Naturstrasse entlang hochlaufen. In mehreren kurzen Videofilmen erzählten Personen wie sie ins Avers kamen oder gaben anhand Bildern die Auswanderungsgeschichten eines ihrer Verwandten wieder. Es ging also nicht unbedingt nur um die Erstbesiedlung des Tals, sondern viel mehr zeigte die Ausstellung auch auf, dass immer schon „Fremdarbeiter“ ins Tal kamen, dass die Alpwirtschaft ohne diese Arbeiter nicht auskäme, dass sowohl Lehrer wie auch Seelsorger oft von auswärts ins Tal kamen. Wie in vielen Tälern Graubündens, zogen auch von hier Junge aus, um ihr Glück in der Fremde zu suchen. Viele der Zuckerbäcker in der Fremde kamen teilweise aus Graubünden. Der Tourismus im kleinen Rahmen galt immer schon als wichtiger Wirtschaftszweig. In den frühen Jahren wurde das Avers jedoch oft auch von Forschern Wissenschaftler und Künstler besucht. Es muss immer schon eine einzigartige Vielfalt an den Pflanzen- und Tierenarten gegeben haben.
Nach dem Besuch der Ausstellung folgte ich der „alten Averserstrasse“, einem gut erhaltenen Teilstück, ja sogar einem der schönsten Überreste der im Jahr 1895 fertiggestellten Averserstrasse, beginnt gleich hier.
In zwei Kehren führt die alte Strasse hinunter zum Ragn da Ferrera, der weiter oben Averser Rhein heisst, und über zwei historische Steinbrücken. Es musste damals günstig gebaut werden, das heisst, möglichst nahe am Hang, denn Brücken kosteten. Oben fahren heute die Autos über eine lange Brücke aus Beton. Das Tal weitet sich oberhalb Cresta, Wald gibt es nur unterhalb Cresta. Der Fluss zwängt sich zwischen hohen Felsen hindurch. Ich atme mit Genuss den harzigen Geruch von den Arven und Lärchen ein, angenehm ist das Gehen auf dem weichem Waldboden.
Ein Teilstück bei Campsut heisst „Finstere Stäg“ und in der Tat war dieser Abschnitt, zwar soweit gut gesichert, durchaus ein wenig gefürchig. Eng am Felsen führt der schmale Pfad entlang, direkt zwei fussbreit vom Abgrund entfernt. Unten leuchtet das türkisblaue Wasser und die hellen abgeschliffenen Steine. Es folgte noch ein Wegstück auf Steinplatten durch ein Sumpfgebiet, anschliessend folgt wieder Wald und weitere Überresten der alten Strasse, bis ich endlich in Innerferrera eintraf. Auch wenn ich eigentlich talabwärts gelaufen bin, ging’s doch recht oft wieder aufwärts. Es war ein sehr abwechslungsreicher Weg, durchaus auch ein wenig abenteuerlich.
Ab Innerferrera nahm ich das Postauto nach Andeer. Ich bin froh, dass ich heute langsam aus dem Tal ins Schanf hinunter gekommen bin. (Andeer liegt lediglich etwa knapp 1000 M.ü.M.)
Die Luft ist zwar mild aber nicht mehr so leicht wie dort oben. Ich habe mich noch nicht richtig vom Hochtal verabschieden können, so werde ich morgen wieder nach Innerferrera fahren um dort zu wandern, wohin, das werde ich morgen sehen. Nun werde ich zuerst einmal hier in Andeer schlafen und mich wieder ein wenig an die Zivilisation gewöhnen.
http://www.wanderrouten.ch/avers.htm


