ViaBerna: von Aeschi über den Rengglipass nach Saxeten und via Lobhornhütte nach Isenfluh, zwei Mal äufwärts und mit reicher Bergflora belohnt

Etappe 12 : von Aeschi nach Saxeten via Suld und Rengglipass, Samstag, 17.06.2023 ca. 6 h und 17 km, ⇑ 1150 m ⇓ 890 m

Um über tausend Höhenmeter im Aufstieg bewältigen zu können, starte ich früh morgens. So bleibt mir Zeit, die Natur vorerst für mich alleine geniessen zu dürfen und gewähre mir etwas Vorsprung, bevor mir weitere Wanderer an den Fersen kleben. Nach einer Dreiviertelstunde Fussmarsch ist Aeschiried erreicht, der Eingang ins Suldtal.

Es fährt ein Bus ab Spiez nach Aeschiried, doch am Wochenende kommt dieser erst gegen acht Uhr an.

Das wildromantische Suldtal gilt als Naturschutzgebiet und ist Ausgangspunkt zum Pochtenfall-Rundweg, wie auch zum Aufstieg auf das Morgenberghorn via Rengglipass.

Nach kurzem steilem Aufstieg kommt man zu einer Stelle mit direktem Blick auf den Wasserfall. Da hielt ich meine erste Pause und frühstückte, damit ich für den weiteren Anstieg gestärkt bin. Eine mögliche Umkehr steht nun ausser Zweifel. Von da an geht es weniger steil über Weiden und teilweise auf Alpfahrwege weiter. Das letzte Stück bis zum Rengglipass jedoch, windet sich in engen Kehren hinauf.

Der Anblick der prächtigen Blumen lässt einem die Anstrengung (fast) vergessen. Und dann plötzlich steht man oben😊 und die ganze Anstrengung ist wie weggeblasen.

Der Abstieg, das war mir klar, ist im oberen Teil und weiter unten etwas steil, ich liess mir genug Zeit dazu, in Saxeten wird eine Dusche, ein Abendessen und ein Bett auf mich warten (hoffentlich)

Das Bergdorf Saxeten ist mit seinen etwa hundert Einwohnern fast verkehrsfrei. Es liegt abseits der Tourismusströme und ist doch in kurzer Zeit ab Wilderswil oder Interlaken erreichbar. Ein Kleinbus verkehrt etwa fünfmal am Tag, am Wochenende einmal weniger. Spazieren, Wandern oder Bergwandern im Sommer, Schlitteln, Schneeschuhlaufen, Skifahren am Trainingslift oder gar Eisklettern sind im Winter möglich, sofern genug Schnee liegt.

Die einzige Unterkunftsmöglichkeit ist das Hotel Alpenrose, doch dieses nimmt Gäste nur noch auf telefonische Voranmeldung auf, weil das Besitzerpaar verkaufen und sich zur Ruhe setzen möchte.  Ich wurde herzlich empfangen und gut versorgt. Hoffentlich findet sich jemand, der das Gasthaus im selben Stiel weiterführen möchte.

Etappe 13, Teil 1: von Saxeten zur Lobhornhütte, Sonntag, 18.06.2023 ca. 3 ½ h und 8,2 km, ⇑ 1034 m ⇓ 182 m

Es stehen zwar nur halb so viele Kilometer bis zur Lobhornhütte an wie am Vortag, doch fast so viele Höhenmeter im Anstieg.

Nach dem Frühstück verabschiedete ich mich von der lieben Gastwirtin der Alpenrose und lief dem rauschenden Saxetbach entlang taleinwärts, bis der Weg sich nach links wendet und sanft ansteigend in die Höhe führt. Zweimal noch war mir zwischen den Bäumen hindurch der Blick hinunter nach Saxeten möglich.

Dann stand ich plötzlich vor einer Absperrung mitten durch den Fahrweg. Ein Viehzaun ohne Griff oder Durchgang, ob unter Strom oder nicht, wollte ich gar nicht wissen, versperrte mir den Weg. Also Rucksack unten durchschieben und auf allen Vieren nachfolgen, ja das fängt ja schon gut an. ☹

Es wurde noch besser, der Hofhund empfängt mich mit Knurren und Gebell. Unschlüssig, ob das der richtige Weg ist, rufe ich nach dem Senn. Doch, doch, das sei schon der Weg und der Hund da, der tue gar nichts. Na schön, ich näherte mich langsam dem Raubtier, das nun sanft und reumütig mir seinen Kopf zum Streicheln hinhält. (Hättest das ja auch gleich sagen können)

Der nächste Draht hatte zumindest einen Griff und dann ging es ziemlich steil über die Weide in die Höhe, die Kühe waren zum Glück mit Fressen abgelenkt, denn ich hatte keine Lust zu noch mehr tierischen Begegnungen.

Die nächste Herausforderung liess nicht lange auf sich warten, hohe Treppenstufen führen steil einem Felsband entlang aufwärts, Knie und Oberschenkelmuskeln wurden stark gefordert. Ein Glück, da nicht hinunter zu müssen.

Auch die Tortur hat sein Ende und eine weite Ebene mit wunderschönen Blumen empfängt den Wanderer. Ein stattliches neueres Gebäude, einem Chalet ähnlich, steht dort. Im Wanderführer ist etwas von Kaffeehalt auf der Alp. Dazu sah das Gebäude aber ziemlich verlassen aus. In diesen Höhenlagen hat der Alpsommer im Juni noch nicht begonnen. Das ist mit ein Grund, dass noch so viele Blumen stehen und die Wege noch nicht zertrampelt sind.

Trotzdem setzte ich mich eine Weile hin, und nehme aus dem Rucksack eine kleine Stärkung zu mir. Die ersten Wanderer trafen ein. Den Vorsprung habe ich nicht meinem Tempo zu verdanken, sondern der Tatsache, dass ich sehr früh losgelaufen bin. Nach ein paar Stunden alleine in der Natur ist jede kleine Abwechslung mit einem kurzen Schwatz dann aber doch willkommen, und wie ich bereits feststellte, ist das Berner Volk, ob jung oder alt, gesellig und kommunikativ.

Weit weniger steil geht es noch ein Stück weiter hoch, bis zur Bällenfurgga auf knapp zweitausend Meter, dem höchsten Punkt dieser Wanderung. Sehr zu empfehlen wäre noch der kurze Abstecher zum Bällenhöchst, aufgrund der tollen Aussicht, die man dort haben sollte.

Doch der Blick auf das, was noch kommt, die Querung des Tschingel, dem Gebirgskessel über Geröll mit wenig Altschnee, hat mich davon abgehalten. Im Nachhinein ist das aber schade, wie ich später erfahren habe. Viele lassen ihren Rucksack auf der Furgga stehen und gehen ohne Gepäck auf den etwa einstündigen Zusatztrip.

Nachdem das etwas heiklere Wegstück überwunden ist, öffnet sich plötzlich das Panorama, die Gipfel der Lobhörner wie auch das Oberländer Dreigestirn Eiger, Mönch, und Jungfrau rücken in den Blickwinkel. Was für ein schöner Ort.

Die Lobhornhütte kommt in Sicht, ein Abstecher zum Sulsseeli wäre möglich, was ich leider nicht machte. Ich verbrachte den Nachmittag unweit der Hütte lesend, in der Sonne.

Der Übernachtung in einer Berghütte mit Massenlager sah ich anfänglich mit etwas gemischten Gefühlen entgegen, ich wusste ja noch nicht, dass es dann ein umso tolleres soziales Erlebnis wurde.

Etappe 13, Teil 2: von der Lobhornhütte bis Sulwald oberhalb Isenfluh, Montag, 19.06.2023 ca. 1h und 2,7 km, ⇑ 8 m ⇓ 443 m und von Isenfluh nach Lauterbrunnen ca. 1h und 3,5 km, ⇑ 4 m ⇓ 300 m

Nach dem tollen Abend in einer geselligen Runde konnte ich erstaunlicherweise recht gut schlafen. Mir als Einzelperson wurde die Nische zwischen Treppe und Aussenwand zugeteilt, so dass ich ziemlich ungestört die Nacht verbringen konnte. Nach dem Frühstück zogen alle Hüttengäste ihres Weges.

Der Abstieg bis zur Seilbahn Sulwald dauert nur etwa eine gute Stunde, ist jedoch ein wenig steil, dafür ist der Weg sehr schön. Vor der Talfahrt lädt die Sonnenterasse des Sulwaldstübli auf 1520 m ü.M.zu einer Einkehr ein. Kaum bin ich abgesessen, bekomme ich gesprächige Gesellschaft, so dass sich meine Talfahrt noch etwas hinauszögert. Das ist ja das Schöne daran, wenn man sich genügend Zeit zugesteht.

Die fast nostalgische Isenfluh-Sulwald Seilbahn bietet Platz für acht Personen oder eine Kuh. Doch zum Glück wies nichts darauf hin, dass kürzlich eine Kuh transportiert wurde, die Kabine war sauber.

In Isenfluh stellte sich die Frage, wie weiter, vom Abstieg nach Zweilütschinen wurde mir abgeraten, der Abstieg sei zu steil. Bis zur Abfahrt des nächsten Postautos blieb noch viel Zeit, so entschied ich mich, den direkten Weg hinunter nach Lauterbrunnen zu laufen.

Der Weg führt am Parkplatz vorbei, der vermutlich an schönen Wintertagen voll belegt ist, durch den Wald gemächlich abwärts. Möglicherweise war dies einmal eine Zufahrtsstrasse, sie ist fast durchgehend geteert, aber nicht mehr unterhalten. Für Biker jedoch immer noch ideal.

In Lauterbrunnen angekommen, nahm ich den Zug nach Grindelwald, wo ich mir für zwei Nächte ein Zimmer im Naturfreundhaus gebucht habe.

Die zwei Nächte Grindelwald sind zur Überbrückung der zwei geplanten Etappen über die Schynige Platte, die ich ja auslassen musste. Grindelwald ist somit kein Etappenort der ViaBerna.

und wieder verzichte ich auf das Einfügen von Karten, denn diese können in der SchweizMobil App oder anhand diversen Websites wie zum Beispiel dem unten eingefügten Link nachgeschaut werden.

ViaBerna Info und Übersicht

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