Fischingen

(Rundwanderung zur Waldkapelle und zum Grat, über Allenwinden zurück nach Fischingen)

Dienstag, 24. August 2021, ca. 3 h, ca.  9,7 km, 518 m 517 m

Das Kloster Fischingen schaut auf eine bewegte Geschichte zurück, in die negativen Schlagzeilen geriet es aufgrund der aufgedeckten Missbrauchsfälle im Kinderheim St. Iddazell, das für viele traurige Schicksale von ehemaligen Heimkindern verantwortlich ist. Mag sein, dass Geldnot, pädagogische Überforderung und mangelnde Kontrolle der Behörden teilweise als Erklärung herhalten müssen, den Opfern jedoch bringt das wenig.

Der Kanton Thurgau hat im Jahr 1848 alle Klöster aufgehoben und in Staatsbesitz überführt. So kam es, dass das Klostergebäude in den Jahren von 1879 bis 1976 als Waisenanstalt und Erziehungsheim genutzt werden konnte, und erst nachdem der Klosterverbotsartikel aus der Verfassung entfernt worden war, wieder als eigentliches Kloster geführt wurde. Natürlich waren vorher Sanierungen und Renovationen nötig, die nur dank Spenden und staatlicher Unterstützung möglich waren.

Das Kloster Fischingen, respektive die Liegenschaften sind seit 1879 in den Händen des Verein Kloster Fischingen, in den Räumlichkeiten wird ein reichhaltiges kulturelles Programm angeboten. Geld und fehlende Wirtschaftlichkeit scheinen jedoch, nach meinen Recherchen im Internet, auch heute noch ein Thema zu sein. Hoffen wir, dass eine Lösung gefunden wird, geht es doch um zirka hundert Arbeitsplätze und somit um einen wichtigen Arbeitgeber für die Region.

Die Klosterkirche zusammen mit der Idda-Kapelle ist der Katholischen Kirchgemeinde Fischingen angegliedert. Seit 1977 sind auch wieder Mönche einer kleinen Benediktinergemeinschaft im Kloster eingemietet. Sie machen das Kloster wieder zu einem «lebendigen» Ort, bieten ihre Gastfreundschaf Menschen auf der Suche nach religiösen oder spirituellen Impulsen an, sie betreuen die Pilger auf dem Jakobsweg und führen auch Meditationskurse durch.

Als ich an jenem Tag beim Kloster Fischingen eintraf, stand ein Baugerüst davor. Trotzdem besuchte ich kurz die kleine Kapelle und die Klosterkirche.Der Tag war kühl und neblig trotz der relativ guten Wetterprognose. Ob ich meine geplante Wanderung, eine Zusammensetzung aus «Thurgauer Tannzapfenweg» und «Züri-Oberland-Höhenweg» mit Endpunkt oberhalb Turbental, trotzdem laufen kann? wohl eher nicht. Nach einem kurzen Blick auf die Wegweiser entschied ich mich rasch dazu, doch ein Stück dem Thurgauer Tannzapfenweg zu folgen, zumal es bis zur Wallfahrtskapelle nur eine knappe Stunde Weg ist. Das Kloster befindet sich am Ende des Dorfzentrums, zwei, drei Bauernhöfe folgen noch, der Weg steigt bereits ein wenig an. Ein paar Alpakas weideten, die haben kürzlich eine Schur erhalten und sehen somit klein aus, einige Jungtiere kamen an den Zaun. Weiter oben, bei Neuschür, verlasse ich den mit Schwabenweg (Jakobsweg) bezeichnete Wanderweg und biege links ab. Es geht nun im Wald weiter, das Wetter ist herbstlich, die Stimmung mystisch, grad perfekt passend für meine besinnliche Pause in der Stille des Waldes bei der Wallfahrtskapelle.

Wallfahrtskapelle der heiligen Idda von Toggenburg

Ich blieb eine gute halbe Stunde und studierte die Einträge im Gästebuch. Die Kapelle ist der heiligen Idda gewidmet, gemeint ist dabei die legendäre Idda von Toggenburg, die unweit von Fischingen auf der Toggenburg, einer Höhenburg, gelebt hatte, heute ist dort der Wallfahrtsort St. Iddaburg. (siehe früheren Blogbeitrag St. Iddaburg)

Als ich aus dem Wald herauskam erblickte ich auf dem Hügel die Marienstatue, eine hohe Säule. Dann folgt Ottenegg, da hätte ich entlang des Fahrweges nach Fischingen zurücklaufen können. Doch trotz des kühlen Wetters entschied ich mich dafür, weiter bis zum Grat hinauf zu laufen. Etwas weiter vorne, an einem steilen Hang treffe ich auf einen Hof mit dem Namen «Höll», da bog ich links ab. Nun folgt ein steiler und schmaler Waldweg, der im Zickzack aufwärtsführt. Zum ersten Mal an diesem Tag kam mir jemand entgegen. Mir wurde es nun endlich doch noch warm, aber nicht für lange, oben blies mir ein frischer Wind entgegen, von der versprochenen Aussicht, die man auf dem höchsten Punkt des Kantons Thurgau auf 995 Meter hätte, war gar nichts zu sehen. Dass es vorne an der Kante steil hinunter geht, war aber zu erkennen.

höchster Punkt im Kanton Thurgau, diesmal ohne Aussicht

So machte ich mich gleich wieder an den Abstieg, auch dieser nochmals recht steil bis hinunter nach Hohlenstein und Allenwinden, wo ich wieder auf den Pilgerweg stosse. Diesem folgte ich nun über die Holzstufen (die ich eben nicht so sehr mag) stetig abwärts, bis ich in Au, am Aubach wieder auf eine Kirche traf, die ich auch kurz besuchte, um dann das restliche Stück Weg bis zum Kloster unter die Füsse zu nehmen. Dabei kam ich an einer weiteren, der heiligen Idda gewidmeten, Gedenkkapelle vorbei.

der Idda von Toggenburg gewidmet, in Au nähe Fischingen

Im Kloster angekommen reichte mir die Zeit bis zur nächsten Abfahrt des Busses noch, um im Restaurant einen Kaffee zu trinken.

Vielleicht war es ja gut, dass heute kein perfektes Wanderwetter war, so komme ich vielleicht bald wieder hierher. Ich würde auch gerne einmal an einer Klosterführung teilnehmen.

Anfahrt: Ab Zürich-Oerlikon gibt es stündliche Verbindungen mit dem IC oder IR bis Will und von dort mit dem Bus bis zur Endstation, dem Kloster Fischingen

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