Wanderparadies Fextal
Freitag, 21. August 2020, ca. 4h und ca. 15 km, ⇑ 450 m ⇓ 450 m
Kürzlich erst habe ich von diesem Seitental bei Sils gehört. Der zweite Tag meines Kurzurlaubes in Maloja erwartete mich mit blauem Himmel und Sonnenschein, es soll jedoch am Wochenende regnen. Zeitig ging ich frühstücken, schaffte es dann aber doch nicht mehr auf den Bus nach acht. Nun ja, dann wird es eben der nächste.
Als ich in Sils Maria ausstieg und realisierte, wie viele Leute alle ins Fextal einbogen, kamen mir doch ein paar Zweifel, ob ich für den heutigen Tag eine gute Wahl getroffen hätte. Doch die Menge verteilte sich rasch, die einen liefen zügig, die anderen eher gemächlicher zu, der Schluchtweg ist ja breit genug und zudem bog ich wenig später in den unteren Weg ab, der zwar etwas länger ist, dafür unten am Bach entlang führt. Gleich gings über Stock und Stein und später über eine Brücke auf die andere Seite. Die Fedacla bringt kräftige Wassermassen, dafür ist bestimmt auch der Überlaufstollen gebaut worden. Recht steil geht es auf der anderen Seite wieder hoch. Bald kam ich zum ersten Weiler, Fex Platta, und dann gleich zum nächsten, Fex Crasta, mit der sehr schönen reformierten Kirche.
Ein Stück folgte ich noch der Strasse, das Tal ist ja autofrei, darf also nur von den Bewohnern und den Kleinbussen der Hotels befahren werden sowie von den Pferdekutschen die hier regelmässig verkehren. Bald konnte ich wieder auf einen einfach zu begehenden Bergwanderweg ausweichen, der etwas am Hang entlang durch den Wald führt. Das Tal ist breit, die Fedacla, die durch die vielen Quellbäche von den Gletschern gut mit frischem Wasser versorgt wird, entwässert die Ebene und mündet später in den Inn und danach in den Silvaplanersee.
An der ersten bewirteten Alp kehrte ich zu Sirup und Apfelstrudel ein, das war eine gute Wahl, wie sich später herausstellte, denn die hintere Alpwirtschaft war völlig überfüllt von all den Bikern und Wanderern, die über den unteren Weg angekommen sind.
Je weiter ins Tal hinein ich komme, desto weniger ist das Flussbett noch auszumachen, so viele Wasserläufe von Zu- und Nebenflüssen durchziehen die sandige Ebene und ergeben eine interessante Wasserlandschaft. Baumlose, steile Hänge ragen auf der gegenüberliegenden Seite empor, zwischendurch hört man das Wasser den Hang hinunter stürzten. Kühe weiden überall, einige halten sich in Wassernähe auf, über Holzstege erreichen sie auch die kleinen mit Gras bewachsenen Inselchen.
Auch hier gibt es genügend Platz für all die vielen Wanderer und Biker. Ob auf einem Stein liegend die Haut zu bräunen oder sich im seichten Wasser die Füsse zu kühlen, jeder wird finden, wonach er sucht, auch ich. Ein ruhiges Plätzchen ohne menschliche Geräusche, das für einen kurzen Moment nur mir gehört, danach war mir grad zumute. Ich musste gar nicht lange suchen, nur etwa fünf Minuten weiterlaufen bis ich einen markanten Steinbrocken und eine Gelegenheit zum hinsitzen fand. Nur noch das Wasser hörte ich und das Blöcken von Schafen, die ich aber nicht sehen konnte.
Auf dem Rückweg verpasste ich es, wieder auf den oberen Weg in den Wald abzuzweigen und folgte somit der Fahrstrasse, dafür durchlief ich alle Weiler. Ab und zu setzte ich mich kurz auf eins der vielen Bänklis, ich hatte ja keine Eile.
Ein wunderschönes Seitental, das ich gerne wieder einmal besuchen möchte, doch es lohnt sich unbedingt, bis ganz nach hinten zur Muot Selvas zu laufen, wem das zuviel ist, könnte sich ja die Fahrt mit der Pferdekutsche leisten und den Rest noch zu Fuss gehen.