Berggasthaus Aescher-Wildkirchli

Rundwanderung Ebenalp

Freitag, 18.Oktober 2019, ca. 2h und je ca. 430m auf-/und abwärts

Obwohl ich nun doch schon an einigen Orten in der Schweiz gewandert bin, muss ich gestehen, dass mir noch ein paar der sogenannten «hot-spots», also Orte, die man unbedingt gesehen haben muss, fehlen. Das wären zum Beispiel das Berggasthaus Äscher, der Grosse Mythen oder der Creux de Van. Ab heute darf ich Äscher auf der Liste abhaken, nun ja, fast jedenfalls.

Vorwegnehmen muss ich, dass ich nicht geplant hatte hier hinzukommen. Ausschlaggebend, dass ich an diesem milden Herbsttag ausgerechnet ins Appenzellerland statt anderswo hingefahren bin, lag daran, dass mir eine Kollegin, die ich heute treffen wollte, kurzfristig absagen musste, aber auch daran, dass ich noch eine Ostwind-Tageskarte mit Verfalldatum vorrätig hatte. Eine Fahrt mit der Appenzeller-Bahn ist abwechslungsreich und gefällt mir fast so gut, wie eine Fahrt mit der Rhätischen Bahn.

Natürlich war ich auf ein Worst-Case Szenario vorbereitet, das heisst, ich habe mir vorher überlegt, dass ich den Ort gleich mit dem nächsten Zug wieder verlassen würde, wenn mich bei meiner Ankunft in Wasserauen mehrere Reisebusse mit asiatischen Touristen und ein grosser Andrang an der Luftseilbahn erwartet hätten, doch nichts davon traf ich an. Der Parkplatz war kaum zur Hälfte belegt, es stand überhaupt kein Reisebus dort, der Zustieg zur Bahn war ohne Anstehen möglich, oben war gar nichts vom befürchteten Massentourismus zu spüren, die paar Gäste verteilten sich rasch. Was für ein Glücksfall nach all dem, was ich bereits gelesen habe!

Der Ausgang oben bei der Bergstation führt zuerst in eine angebaute Panoramahalle mit Glaswänden und Sitzbänken, eine angenehme Art um anzukommen, moderne Toiletten befinden sich gleich daneben. Als erstes wollte ich zum Wildkirchli. Ein planierter Weg führt in zirka fünfzehn Minuten hinunter. Ich habe vorgängig ein wenig über diesen Ort gelesen, war dann aber an Ort und Stelle überwältigt von dem, was ich mit all meinen Sinnen an diesem speziellen Ort aufnehmen durfte. Zuerst war es die beeindruckende Atmosphäre in der Wildkirchli-Höhle, ich habe mir die Höhle nie so riesig vorgestellt. Trotz Beleuchtung war es recht düster darin, das verlieh dem Weg eine gewisse Mystik, zumal sich grad nur wenige Personen darin befanden. Am Höhlenausgang auf der anderen Seite steht die Rekonstruktion des ehemaligen Eremitenhäuschen, das nun als kleines Museum dient. Etwas weiter weg befindet sich die Höhlenkapelle. Auch da durfte ich einen Moment ungestört verweilen. Über eine Galerie entlang der Felswand gelangt man zum Berggasthaus Äscher, dem aller Welt bekannten Fotosujet. Und es schien mir, dass, all jene, die heute hier hinaufgekommen sind, da auf der Terrasse anzutreffen sind, denn erstaunlicherweise begegnete ich später, als ich am Äscher vorbeigegangen bin, keinem Dutzend Wanderer mehr. Ich bin nicht alleine wegen diesem Berggasthof hierhergekommen, auch wenn das an den Felsen angebaute Gebäude wirklich speziell ist. Doch gibt es weit mehr zu sehen hier oben. Die Aussicht alleine ist es wert zu kommen.

Ich folgte dem Weg unterhalb der Felswand entlang, lief dann an der Verzweigung, die abwärts zum Seealpsee führt, vorbei. Mein Weg geht nun leicht aufwärts. Immer wieder hielt ich an, um einen Blick auf die bunt gefärbten Bäume, die Bergkette gegenüber mit dem Hohen Kasten und hinunter zum dunklen See zu werfen. Der markante Altmann konnte ich erkennen und bald auch den Säntis. Die anderen Berge, die mir aus der Sicht vom Rheintal oder Toggenburg her so gut bekannt sind, erscheinen mir von „hinten“ doch recht fremd. Es faszinierte mich jedoch, sie so nahe vor mir zu haben.

Am Ende der Felswand führt der Weg noch ein kleines Stück über einen Wiesenhang und dann war ich oben auf der Alp Chlus angelangt. Noch etwas weiter oben ist das Berghaus Schäfler zu sehen. Doch da gehe ich heute nicht hinauf. Trotz ziemlich bedecktem Himmel war die Aussicht recht gut, ich sah weit übers Land und über den Bodensee hinaus. Bei ganz klarem Wetter muss das grandios sein. Wenig weiter unten traf ich auf ein Bänkli und setzte mich eine Weile hin und ass meinen Apfel, mehr hatte ich nicht dabei, denn ich wollte noch einkehren. Eine Bergdole suchte meine Nähe, sicher in der Hoffnun, dass in so einem Rucksack bestimmt ein paar Krümmel zum Vorschein kommen müssten, dass daraus nichts wird, hat sie am Ende wohl erkannt und zog von dannen. Ich machte mich ebenfalls auf, ein paar „Krümmel“zu suchen, die ich wenig später im Bergrestaurant Ebenalp in Form eines warmen Schokokuchen mit einer Kugel Himbeereis auch fand. Anschliessend trat ich die Talfahrt an, stieg in den Zug bis Appenzell und fuhr über St. Gallen wieder nach Hause.

Was für ein Glück, dass ich heute gleich nochmals in die Höhe durfte, und dies gleich an einen so speziellen Ort mit optimalen Bedingungen. Wäre ich heute zu Hause geblieben, hätte ich stattdessen vermutlich etwas von einer anderen Liste streichen können, nämlich jener der zu erledigenden Arbeiten im und um das Haus. Das hätte zwar mein Gewissen und Pflichtgefühl beruhigt, nicht jedoch im gleichen Masse meine Seele beglückt.

Anfahrt: mit Zuglinie Zürich-St.Gallen bis Gossau und mit der Appenzellerbahn bis Wasserauen. Die Luftseilbahn ist gleich nebenan, Berg- und Talfahrt kostet mit Halbtax 15.50

(Wanderung an heissen Sommertagen nicht zu empfehlen, kaum Schatten)

 

 

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