von Müstair – nach Lü, (Jakobsweg Graubünden_Etappe 1)
Donnerstag, 15. August 2019, zu Fuss bis Fuldera, danach mit dem Kleinbus bis Lü, Wanderzeit heute ca. 3 h, und ca. 10 km, ⇑ 550m ⇓ 130m
Heute bin ich dem Bär gleich mehrmals begegnet. Er wartete immer wieder bei einem Ruhebänkli auf mich und es wäre unhöflich gewesen, ihn nicht zu beachten und ohne kurzen Halt an ihm vorbeizuziehen. Und da ich den Bewohnern dieses Tals mit Höflichkeit begegnen möchte, habe ich ihm jedesmal etwas meiner Zeit gewidmet. Dementsprechend kam ich langsamer voran, als gedacht.
Meinen ersten „Bänkli Stopp“ jedoch verbrachte ich in Gesellschaft einer Einheimischen. Ich traf sie kurz nach Müstair an einem sonnigen Plätzchen mit Aussicht an. Als das gegenseitige Begrüssen etwas ausgedehnter wurde, setzte ich mich eine Weile zu ihr hin. Doch allzulange konnte ich nicht sitzenbleiben und plaudern, ich wollte ja noch vor der Mittagspause ins Talmuseum in Valchava.
Bald kam ich nach Santa Maria und danach ist es noch eine gute halbe Stunde Weg bis Valchava.
Die Casa Jaura ist ein ortstypisches Bauernhaus aus dem 17. Jahrhundert und steht heute, durch einen Anbau erweitert, der Bevölkerung für kulturelle Anlässe zur Verfügung und bietet den Feriengästen die Möglichket das Haus zu besichtigen. Zudem finden in den Räumen jeweils wechselnde Kunstausstellungen statt. So hatte ich die Gelegenheit, die Räume zu besuchen, die zum Teil noch die Böden und Wände im Originalzustand aufweisen. Zudem konnte ich Kunstwerke betrachten, die, für meinen Geschmack doch etwas speziell waren, aber trotzdem fand ich die Werke interessant. Da gab es an die Wände projizierte Lichtspiele von Tieren zu sehen und auch Farbstiftzeichnungen von Heiligenbildern direkt ab dem Smartphone. Weiter gab es einen Kurzfilm eines Mannes, der einen Eisblock von vielleicht zehn Kilos einem Gletscher zurückbrachte.
Ab Valchava führte der Weg abseits der Hauptstrasse nach Fuldara hinauf. Ich hatte vor, heute bis Tschiev zu laufen, mir dann aber die restliche etwa 300 Höhenmeter der Etappe 1 einzusparen und nach Lü hinauf zu fahren.
Kurz vor Fuldara steht jedoch wieder ein Bänkli, diesmal wartete nicht der Bär auf mich, denn der ist im Wald geblieben, dafür eine Bücherkiste. So blieb ich eine Weile lesend sitzen und änderte meinen Plan gleich nochmals. Mittagessen gabs auch noch keins, ich habe erst eine Frucht und ein Rüebli gegessen und möchte mein Brot für morgen sparen, also kehrte ich im Ort noch zu Kaffee und Chriesikuchen ein und nahm anschliessend den Kleinbus hinauf nach Lü.
Lü ist eine Gemeinde im Münstertal und liegt auf 1920 Meter ü. M. In der einzigen Unterkunft in dem kleinen Ort, in der Pension Hirschen habe ich schon vor langer Zeit eine Kammer reserviert. Hier oben fühle ich mich angekommen in den Bergen, (meinen Bündner Bergen), weit ab von der Hektik der Städte und den Orten mit regem Tourismus. Am späteren Nachmittag, als die Sonne doch noch etwas wärmte, machte ich mich noch auf einen Spaziergang auf. Hier geht es nur aufwärts oder abwärts. Bald habe ich die 2000m überschritten. Der Geruch der Arven steigt mir in die Nase, die Sicht reicht weit in die Berge. Dann wird es Zeit, zur Pension zurückzukehren, ich habe langsam Hunger.
Morgen gehts über den Costainerpass nach S-charl. Das ist dann eine weite Wanderung ohne Option auf einen Bus und ich hoffe dabei statt dem Bären eher Murmmelis zu begegnen, denn die legen vermutlich wenig Wert auf meine Gesellschaft und werden mich nicht aufhalten. 😏
Etappe 1, Müstair-Lü aus schweizmobil.ch mit Karte

