Aufgrund der sehr heissen Tage mit Gewitterneigung musste ich meine Etappen stark kürzen. So bin ich zwischendurch auf Bus und Zug ausgewichen.
Tag 10: ab Visp Friedhof bis Raron, Freitag, 22. Juli 2022, ca. 3 1/2 h, ca. 11,8, ⇑ 344m ⇓ 380m
Wie wenig bekommt der Reisende auf der Fahrt durchs Oberwallis von den Besonderheiten der Orte entlang dem Rhonetal mit.
Wie passend ist da der Titel des Buches von Haemin Sunim „die schönen Dinge siehst du nur, wenn du langsam gehst „
Zwischen Brig und Visp würde der Pilgerweg meistens dem Rottendamm entlangführen, dies betrachtete ich in den warmen Tagen als eine unnötige Verschwendung an Kräften. Daher startete ich in Visp.
Nach der Besichtigung der schönen Altstadt und der beiden Kirchen, St. Martin und Dreikönigskirche, geht es wieder zurück zum Bahnhof und auf die andere Seite, zuerst noch ein Stück der Vispa und dann der Rotten entlang.
Altstadt von Visp mit der Dreikönigskirche, sowie alter Dorfteil von Baltschieder





Bald schon ist der Ort Baltschieder erreicht mit einem kleinen alten Dorfteil am Hang. Danach geht es leicht aufwärts über Brandhütten, unterhalb Aussenberg, weiter bis St. German und danach abwärts zum Hügel mit der Burgkirche und dem Museum. In denselben Felsen wurde 1974 die einzigartige Felsenkirche hineingebaut.
Ein richtig schönes Wegstück liegt hinter mir, als ich den Burghügel erreichte, abwechslungsreich die Wegbeschaffenheit und die Vegetation.
Auch auf spezielle Begegnungungen musste ich nicht verzichten. Zuerst kam mir ein Trailrunner entgegen, das war dann aber auch für sehr lange der einzige Zweibeiner. Dann folgten drei Esel und später ein paar Schafe, die sofort blähend an den Zaun kamen, was auch immer für Erwartungen sie an mich hatten, ich grüsste nur und lief weiter.




St. German ist ein ganz hübsches Dorf. Dankbar werden die Besucher für den Unterstand mit Tisch und Bank und sauberer Toilette sein. Ob Hitze oder Regen, ein willkommener Platz für eine kurze Pause, es lohnt sich rein schon aufgrund der angebrachten Infotafeln.
Das Museum Raron ist im ehemaligen Pfarrhaus auf dem Burghügel untergebracht. Die Ausstellungen widmen sich dem Lyriker Rainer Maria Rilke, dessen Grabstätte hinter der Kirche liegt, wie auch dem Walliser Kirchenbauer Ulrich Ruffiner, dessen Werke immer wieder anzutreffen sind. Darüber hinaus erfährt man von Iris von Roten, einer Schweizer Juristin, Journalistin und Frauenrechtlerin, deren Mann, Peter von Roten, aus Raron stammt.

Die Felsenkirche, die sich unterhalb der Burgkirche befindet, überzeugt durch ihre Einzigartigkeit. Im Innern ist es angenehm kühl, der gewölbte Fels wirkte beruhigend. Die Ausstattung ist eher schlicht im Gegensatz zu den reich verzierten Barockbauten.


Die Nacht verbrachte ich oberhalb Raron, in Eischoll im B&B, so durfte ich noch mit einer Seilbahn hochfahren. Mein Zimmer hatte einen Balkon zur Schattenseite mit Blick ins Tal, diesen genoss ich noch ausgiebig, ging aber früh schlafen.
Tag 11: von Turtmann über Leuk nach Varen, (Salgesch), Samstag, 23. Juli 2022, ca. 3 ¼ h, ca. 11,3 km, ⇑ 380 m ⇓ 260 m
In Turtmann, gab es kein Trinkwasser vom Brunnen mehr, dazu musste ich zum Volg gehen.


Etwa fünfzehn Minuten Fussweg hinter dem Dorf befindet sich der Wasserfall. Nach einem weiteren kleinen Umweg leicht in die Höhe gings weiter.
Bald führt der Weg in eine wunderschöne Auenlandschaft im alten Rottenbett. Vorher musste ich jedoch immer wieder nach meinem Weg suchen, zuerst gehts noch ein gutes Stück dem Fahrweg entlang.

Bald wird die Uferseite gewechselt, zu meiner Verwunderung folgt nun ein sehr schönes Wegstück, teilweise rauscht die Rotten nur grad hinter dem Schilf, manchmal etwas weiter unten vorbei. Hören tut man sie immer gut.
In Raron und Leuk scheint Theater eine wichtige Rolle zu spielen, man findet überall Zeugen davon. In Leuk fanden grad Proben vor der Stephanskirche statt, als ich dort vorbei kam, so setzte ich mich und hörte eine Weile zu. Das Beinhaus kann auch noch warten.


Kurz vor Leuk, sowie zwischen Leuk und Varen folgt der Pilgerweg dem Chemin de Vinoble. Reben, soweit das Auge reicht, und leider führt der Chemin de Vinoble oft über Hartbelag oder Schotterwege.
So war dann auch das letzte Stück Weg am Nachmittag beinahe tödlich, doch zum Glück hatte mir einmal eine Kollegin ein Cooltowel geschenkt, das tut nun gute Dienste. (Nass machen und zwischendurch immer wieder schütteln)
Die Suche nach einem schattigen Plätzchen für die Mittagspause schien fast erfolglos zu sein. Am Ende verzog ich mich in einen Rebberg und fand ein wenig Schatten und ein kleines Windchen das zumindest nah am Boden.



Am frühen Nachmittag traf ich in Varen ein und da das B&B erst ab 18 Uhr zugänglich ist, verbrachte ich den Nachmittag mitten im Dorf neben dem Laden. Da gibt es Tisch und Bänke und Sonnenschirm. Etwas später wechselte ich zum nahen Restaurant für einen frühen Znacht.
Tag 12: von Varen über Salgesch nach Sierre und St. Léonard, (zwichen Bahnhof Sierre und Ollon VS Village per Bus), Sonntag, 24. Juli 2022, ca. 4h, ca. 14,5km, ⇑ 300m ⇓ 624m
Früh am nächsten Morgen, gleich nachdem es hell wurde, machte ich mich wieder auf den Weg.



Salgesch liegt etwa eineinhalb Stunden Fussweg entfernt, jedoch nur für jene, die schnell laufen. Zwischendurch folgen schöne Wegabschnitte durch kleine Wäldchen. Etwa auf halber Strecke verlasse ich den Chemin de Vinoble und gehe abwärts.
Zwischen Rebbergen, teilweise auf schmalen und verwachsenen Wegen, laufe ich weiter. Immer wieder musste ich darauf achten, meinen Weg nicht zu verfehlen, denn die Rebberge sind fast wie ein Labyrinth.

Und wieder durfte ich „tierische“ Begegnungen machen, Drei Hasen sprangen mehrmals über die Wege, fotografieren lassen wollten sie sich nicht, vermutlich aus Datenschutzgründen.😉


Nach dem schönen Dorf Salgesch, das früher ein Hospitz war, geht es steil hinunter zur Raspille. Der Bach ist zugleich die Sprachgrenze, ab da sagt man bonjour und nicht mehr Tag woohll.
Es wurde bereits warm, als ich gegen halb zehn Uhr am Bahnhof Sierre eintraf. Mit dem Bus fuhr ich bis Ollon Village weiter.
Die Weinroute führt durch schmucke kleine Dörfer und nicht enden wollende Rebberge. Unten im Tal fliesst die Rhone, und daneben führt die Autobahn und die Bahnlinie entlang. Dazwischen ragen schroffe Felswände empor mit terrassenförmig angelegten Rebbergen.
Von St. Léonard habe ich leider nicht viel gesehen. Ich lief direkt zum Eingang für den unterirdischen See. Die Bootstour hatte ich bereits online gebucht, mir blieb noch genug Zeit, mich im Bistro etwas auszuruhen.
Der unterirdische See ist dem Erdbeben von 1946 zu verdanken. Aufgrund entstandener Rissen in die Felswände konnte Wasser entweichen, vorher war der Hohlraum komplett mit Wasser gefüllt. Der Wasserpegel bleibt nun mehr oder weniger konstant, die Temperatur beträgt das ganze Jahr über ca. 15 Grad. Kein Wunder kommen die Besucher zurzeit zahlreich.


Nach der gut halbstündigen Führung musste ich zwanzig Minuten der Hauptstrasse entlang retour zum Motel du Soleil laufen. Im booking.com war die Distanz zum Lac sous-terrain mit 500m angegeben und ich (Esel) habe das nicht nachgeprüft.
Zwei Sonnen lächelten mir zu, die eine vom Himmel, die andere vom Hoteldach herunter. Ich hätte gut auf beide verzichten können. Doch bald gehts ja unter die Dusche.