Rhein-Reuss-Rhone Pilgerweg: von Niederwald bis Brig

Tag 8: von Niederwald via Mühlebach, Ernen nach Mörel, Mittwoch, 13. Juli 2022, ca. 5 ¼ h, ca.  18,8 km, ⇑ 428 m ⇓ 912 m

An diesem Tag durfte ich nach dem Frühstück ohne Anfahrt gleich loslaufen. Über die Rottenbrücke geht es der Schattenseite des Tals zuerst nach Steinhaus, einem kleinen Weiler mit Kapelle, und danach zur schönen Siedlung Mühlebach mit den alten Holzhäusern in sehr gutem Zustand. Es soll der schweizweit älteste Dorfteil in Holzbauweise sein. Häuser aus dem 14. bis zum 18. Jahrhundert stehen dort.

Zügig ziehe ich weiter, im Wissen, dass meine Tagesetappe um einiges länger wird, als die Tage zuvor. Bereits freute ich mich auf das Dorf Ernen, das sich auf der linken Talseite befindet und zum Landschaftspark Binntal gehört. Ernen war über Jahrhunderte Etappenort am Zugang zu den Pässen über Furka und Grimsel. Mit der Eröffnung der Furkastrasse auf der anderen Talseite 1861 stand der Ort abseits des Passverkehrs und entwickelte sich kaum weiter.

Dies kann heute eher als Segen betrachtet werden, so entwickelte sich der Massentourismus auf der gegenüberliegenden Talseite und Ernen ist sein historisches Ortsbild bis heute erhalten geblieben. Weit über die Landesgrenze hinaus ist Ernen als Musikdorf bekannt, einmal jährlich veranstaltet der Verein Musikdorf Ernen ein Festival für klassische Musik.

Wer jedoch entlang dem Pilgerweg im Dorf ankommt, wird vorher unübersehbar an ein düsteres Kapitel der Geschichte erinnert. Drei gut erhaltene Säulen auf einer hübschen Anhöhe mit idyllischem Sitzplatz erinnern an die Zeiten, in denen unzählige Sünder, aber auch unschuldige, der Hexerei bezichtigte Frauen, hingerichtet wurden. Der Tod am Galgen wurde als weniger grausam empfunden als zum Beispiel jener auf dem Scheiterhaufen. Doch wurde den Erhängten ein christliches Begräbnis verwehrt. Die letzte Hinrichtung fand 1764 statt.

Ich verliess den Ort des Schreckens ohne vom Bänkli Gebrauch zu machen und lief direkt zur Kirche.

Nachdem ich mich später im Volg mit ein paar Sachen eingedeckt hatte, folgte ich ein Stück der Fahrstrasse, und konnte weiter oben in den Weg entlang der Truserasuone gelangen. Ein sehr schönes Wegstück, das später an der Strasse ins Binntal (Bushaltestelle) endet. Etwas weiter unten steigt man hinunter ins Binnatobel und gleich wieder hoch nach Hockmatta, einem kleinen Weiler.

Der Fahrstrasse folgend gelangte ich nach Bächerhäusern, und später ins Oberdorf von Grengiols, wo ich endlich eine Gaststätte antraf und etwas trinken konnte.

Möglichkeiten, auf Bus oder Zug umzusteigen gibt es da nur wenig, respektive nur mit einem längeren steilen Abstieg, da ja die Bahn unten im Tal verkehrt. Mir blieb eben nichts anderes übrig, als die zirka eineinviertel Stunde Weg von Grengiols bis Mörel auch noch zu laufen.

Diese Tagesetappe fand ich zwar sehr schön und abwechslungsreich, aber etwas lang und ermüdend, da doch einige Kilometer auf Hartbelag zurückgelegt werden müssen.

Nun ja, das ist das Los des Pilgers im 21. Jahrhundert.

Tag 9: von Mörel nach Brig, Donnerstag, 14. Juli 2022, ca. 2 ¼ h, ca.  8,7 km, ⇑ 110 m ⇓ 160 m

Ein kurzes Stück wandern am Vormittag, und später am Nachmittag direkt ins Brigerbad, das klingt doch verlockend.

Auf sandigen Wegen geht es auf der schattigen Seite der Rhone entlang, bis die Strassenseite gewechselt werden muss.

Dann führt ein schmaler Weg kurz in die Höhe wo man dann dem Hennebique-Kanal, einem aus dem Jahre 1898 stammenden Betonbauwerk, bis Bitsch folgen kann.

In Bitsch musste ich den Wanderweg etwas suchen, es gibt da auch einen SBB Erlebnispfad und natürlich Velowege.

Danach gelangte ich zur sogenannten Roten Meile, so wird der 2.5 km lange und rötlich eingefärbte Belag entlang dem alten FO-Trassee in Naters genannt, der etappenweise in eine Fussgänger- und Erholungszone umgestaltet wurde.

Der Weg nach Brig, führt zuerst nach Naters. Das Gemeindegebiet erstreckt sich über eine sehr grosse Fläche. Mir hat vor allem der gut erhaltene alte Dorfteil gleich neben der Kirche gut gefallen. Das Beinhaus zu Naters ist ebenfalls erwähnenswert, dieses geht auf das Jahr 1514 zurück und wurde vom bekannten Sakralbaumeister Ulrich Ruffiner erbaut. Beinhäuser dienen zur Aufbewahrung der Gebeine längst Verstorbenen, deren Gräber ausgehoben wurden. 

Es war Mittagszeit, das Sonnenlicht erlaubte mir keine guten Bilder zu schiessen. Dafür behalte ich Bilder als Erinnerung im Kopf. Nach dem Mittagessen im Migros Restaurant machte mich auf den Weg nach Brigerbad, checkte im Garni Simplon ein und begab mich danach ins Brigerbad, Nein, nicht zum Abkühlen, das Brigerbad ist ein Thermalbad. Doch da es gegen Abend ging, fand ich das warme Wasser doch recht angenehm.

Nach diesem ersten Teil meiner Pilgerwanderung bin ich für ein paar Tage nach Hause gefahren, zum Ausruhen, Füsse pflegen und Wäsche waschen.

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