Tag 6: von Gletsch via Oberwald bis Geschinen, Montag, 11. Juli 2022, ca. 3 ¼ h, ca. 12 km, ⇑ 140m ⇓ 430m
Gletsch besteht im Wesentlichen aus dem Hotel Glacier du Rhône und seinen Nebengebäuden, sowie der alten Bahnstation der Furka Dampfbahn. Der Ort, auf 1759m unterhalb des Rhonegletschers und an der Verzweigung zu den Pässen Furka und Grimsel, gilt als eine der Wiegen des Alpentourismus. In den Wintermonaten ist die Strasse ab Oberwald gesperrt.
Für routinierte und trittsichere Wanderer sollte der Abstieg nach Oberwald in etwa eineinhalb Stunden machbar sein. Ich benötigte wesentlich mehr Zeit dazu. Schon deshalb, weil ich all mein Gepäck dabeihatte. Zuerst beginnt der Weg sanft, etwas später steigt man zur Fahrstrasse ab, um nach der Brücke auf der anderen Hangseite weiter abwärts zu laufen. Das nun folgende Wegstück verläuft im felsdurchsetzten kargen Gelände. Der Weg ist schmal und abschüssig, teils sind die Tritte in den Felsen gehauen. Es geht auf- und abwärts, doch hat es an den heiklen Stellen Seile zum Festhalten.
Weit unten schäumt die junge Rhone, ausrutschen und abstürzen möchte man da auf gar keinen Fall. Somit schritt ich sehr langsam und vorsichtig voran. Etwas später führt der Weg über Alpweiden weiter abwärts, das schwierigste Teilstück ist vorbei.
Weiter unten, auf einem Felsvorsprung, steht die nach einem Bergsturz errichtete Niklaus Kapelle. Ich verpasste es, dort etwas länger zu verweilen und lief gleich weiter abwärts und der Rhone entlang durch das Dorf Oberwald. Die Sonne wärmte schon ganz stark, als ich hinter dem Bahnhof den Geleisen entlang lief. Im Bahnhofbuffet kehrte ich ein und gönnte mir einen feinen Salatteller, der mich wieder zu Kräften brachte.
Danach stellte sich die Frage, wie weiter und bis wohin ich noch gehen soll. Es war früher Nachmittag, und dies, obwohl ich etwa um neun Uhr in Gletsch gestartet bin. Es geht dem Rottenweg entlang an Obergesteln vorbei. In der Nähe von Ulrichen wird derzeit ein Pfadilager aufgebaut, so dass ein kleiner Umweg in Kauf genommen werden musste.
In Geschinen wollte ich den Zug nehmen. Das letzte Stück verlief zum Glück noch teilweise im Schatten, es gab auch gelegentlich Bänklis, so dass ich mich zwischendurch wieder ausruhen konnte. Denn das Gehen auf Kies und Schotterwegen macht müde.
Die Haltestelle Geschinen liegt ausserhalb vom Dorf. Doch in wenigen Minuten gelangte ich nach Niederwald, wo ich für die kommenden drei Nächte im Hotel Drei Tannen logieren werde.


Tag 7: von Geschinen via Münster, Reckingen, Gluringen bis Niederwald, Dienstag, 12. Juli 2022, ca. 4 h, ca. 13 km, ⇑ 415 m ⇓ 512 m
Am nächsten Tag nahm ich den Bus bis Geschingen Kirche. Nun reihen sich die urchigen Dörfer des Goms mit den sonnengebräunten Häusern und den Ställe im typischen Walliserstil nah aneinander. Die Dörfer bergen unzählige kulturelle Schätze, wie barocke Kirchen und Kapellen.
Am frühen Nachmittag lief ich um Biel VS herum, verfehlte leicht meinen Weg, vielleicht weil ich ausschliesslich nach schönen Pflanzen Ausschau hielt.


Später verbrachte ich etwa zwei Stunden auf einem Hügel oberhalb von Blitzingen, dem Chaschtebiel (siehe Infoprospekt dazu) bevor ich mich auf schmalen Pfaden auf den Weg nach Niederwald machte.
Historiker beschreiben Niederwald als einen der unberührtesten und charaktervollsten Orte des Goms. Die Entstehung verdanke das Bergdorf der alten Rottenbrücke, die 1250 erstmals erwähnt wurde. Dort wechselten die alten Saumwege von Ernen her -kommend die Talseite.
All gegenwärtig anhand Infotafeln und Inschriften ist César Ritz, der Gründer der Nobelhotels Ritz, er ist in Niederwald geboren. Das kleine Hotel und Restaurant Drei Tannen gibt alles, die Tradition der Gastfreundschaft und des guten Essens beizubehalten.