Rhein-Reuss-Rhone Pilgerweg: von Disentis bis Andermatt

Der 240 km lange Pilgerweg von Disentis nach St-Maurice soll sakrale Kuriositäten vermitteln und einige architektonische Highlights aufzeigen. Vor allem jedoch bietet es eine tolle Möglichkeit den Jakobsweg Graubünden fortzusetzen und dabei zwei Alpenpässe überschreiten zu dürfen.

Tag 1+2: von Disentis bis Tschamut, Mittwoch und Donnerstag, 06. u. 07. Juli 2022, ca. 5 ¼ h, ca. 17,8 km, ⇑ 927 m ⇓ 357 m

Das Kloster Disentis blickt auf eine 1400 Jahre alte Tradition der Gastfreundschaft zurück. Heute stehen die modernen und stilvoll eingerichteten Gastzimmer allen offen, die eine oder mehrere Nächte in diesem besonderen Haus verbringen möchten. Die neueren Gastzimmer im Barockbau des Klosters sind besonders schön.

Was für eine Ehre, dass mir das Gastzimmer mit dem Namen St. Sigisbert zugewiesen wurde.

Sigisbert soll um das Jahr 700 n. Chr. in der „Desertina“ (Disentis), was so viel wie Wüste bedeutet, eine Einsiedelei errichtet haben. Dabei wurde er vom reichen Gutsherrn Placidus aus Churrätien unterstützt. Jener wurde dann jedoch geköpft, trug daraufhin sein Haupt zu Sigisbert in die Zelle, wo er dann bestattet wurde. Über dieser Stelle soll später das Kloster Disentis gebaut worden sein. Im Zuge der allgemeinen Entwicklung übernahmen die Mönche des Klosters die Regel des heiligen Benedikt

Heute betreibt das Kloster ein Gymnasium mit Internat und bietet Klausur- und Tagungsräume an. Zudem führt es ein Museum, das sakrale Gegenstände wie auch kostbare Textil- und Naturschätze zeigt,

Im Zentrum eines Besuches des Klosters stehen jedoch die beiden Kirchen.

Prunkvoll und überwältigend im Anblick ist die Klosterkirche St. Martin aus den Jahren 1685-1712 mit den dominierenden Farben Weiss und Gold und den üppig ausgestatteten Altären.

Schlicht und einfach dagegen zeigt sich die Marienkirche, das eigentliche Wallfahrtsheiligtum. Wie wohltuend und beruhigend wirkte dieser Ort auf mich.

An der Kantonsstrasse am Dorfende Richtung Ilanz steht die Placiduskirche, sie soll angeblich an der Stelle des Martyriums des heiligen Placidus errichtet worden sein. Selbstverständlich erwies ich auch dieser Kirche die Ehre, wie einigen weiteren Kirchen und Kapellen entlang des Weges. Es sollen deren viele werden. Für die nötigen Münzen für die Opferkerzen habe ich auch schon gut vorgesorgt.

Um das Abendteuer dieser Pilgerwanderung etwas langsam anzugehen, habe ich mir den ersten Teil der Wanderung von Disentis bis Tschamut auf zwei Tage aufgeteilt.

Von Zürich angereist, bin ich in Disentis gleich auf die Matterhorn Gotthard Bahn (MGB) oder Furka- Oberalp-Bahn, wie sie bis 2003 hiess, umgestiegen und bis Bugnei gefahren und nach Disentis zurück gelaufen. So konnte ich am nächsten Tag von Bugnei bis Tschamut laufen, was dann noch einer gut dreistündigen Wanderung entspricht. Natürlich benötige ich jeweils mehr Zeit als angegeben, schon aufgrund der Kirchenbesichtigungen und auch weil ich mir bewusst Zeit nehmen will. Pilgern soll ja auch einen Nutzen haben.

Es war eine schöne und gemütliche Wanderung die Wege breit und leicht begehbar. Immer wieder wird ein kleiner Ort durchquert. Ich hatte den Eindruck, dass hier noch gelebt wird und dass die Höfe und Weiden bewirtschaftet werden. Die Tourismusbranche hat, soweit ich das beurteilen kann, das Landschaftsbild kaum negativ verändert. Etwas befremdend fand ich lediglich den Golfplatz unterhalb Tschamut, jedoch fügt sich auch dieser recht gut ein, der Wanderweg führt mitten hindurch.

Disentis Gebrauchsgegenstände

Tag 3: von Tschamutt über den Oberalppass bis Andermatt, (Nätschen) Freitag, 08. Juli 2022, ca. 3 h, ca. 10,1 km, ⇑ 470 m ⇓ 340 m

Was macht ein Leuchtturm auf einem Alpenpass, ohne Meer und ohne Schiff?

Der Oberalppass soll bereits im Mittelalter eine wichtige Verbindung ins Urserntal gewesen sein, besass doch das Kloster Disentis wichtige Hoheitsrechte und Güter in Ursern. Heute ist der Pass ein beliebtes Ausflugsziel für Wanderer. Beliebt ist zum Beispiel die Wanderung zum Tomasee, von wo der Vorderrhein entspringen soll.

Die Wanderung von Tschamut über den Oberalppass bis Nätschen kann zusammenfassend als eine leichte und gemütliche Wanderung beurteilt werden. Die Wege sind weich, sandig und nie steil. Die Landschaft zeigt sich sehr grün, mit wenig Steinen versehen. Die Bauten des Skitourismus sind zwar sichtbar aber nicht allzu störend. Die Passstrasse und die Bahnlinie sind ständiger Begleiter, stören aber wenig.

Besonders gefallen hat mir der zweite Teil der Wanderung, das Wegstück dem blauen Oberalpsee entlang und dann oberhalb der Oberalpreuss entlang zur Alpsiedlung Schöni.

Da ich mir den steilen Abstieg hinunter nach Andermatt ersparen wollte, lief ich zur MGB Bahnstation Nätschen. Das kurze Stück Weg war dann nicht so toll, Treppenstufen hoch und Schotterweg wieder hinunter. 😝

In Andermatt fuhr ich gleich weiter zur Walliserseite vom Furkapass, wo ich für die nächsten drei Tage im Hotel Rhonequelle oberhalb Oberwald untergebracht war.

Auf den Furkapass wollte ich aber keinesfalls verzichten, dahin würden mich die nächsten zwei Tage führen.

Als ich in Zürich meinen Rucksack packte, habe ich mich auf teilweise regnerisches Wetter vorbereitet. Die Wettervorhersagen lauteten anfänglich danach. Nun ist es trocken, dafür windig und recht kühl. Die Regenpellerine und der Schirm bleiben im Rucksack, doch um die warmen Sachen bin ich froh.

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