Davos Monstein – Fanezfurgga – Sertigdörfli, Walserweg Etappe 14
Samstag, 03. August 2019 ca. 5h, ca. 12,1 km, ⇑ 1000m ⇓ 765m
Da Claudia und ich im letzten Sommer statt der Etappe 14 vom Walserweg Graubünden die Alternativroute über Jazmeder gewählt haben, wollte ich die Wanderung über die Fanezfurgga und durch das Ducantal später einmal nachholen. Dies ist jedoch keine Tour, bei der ich zuhause starten kann, dafür ist die Anreise ab Zürich zu lang. Deshalb bin ich gestern mit der Bahn nach Davos Station Wiesen gereist und über Jenisberg nach Monstein gewandert und habe dort übernachtet, in der Hoffnung, dass ich es diesmal wagen darf.
Am Morgen um sieben schaute ich aus dem Fenster. Der Himmel war leicht bewölkt, doch die Sonne zeigte sich trotzdem. Der Wetterbericht kündigt wenig Regen an, aber keine Gefahr auf Gewitter, ich fühlte mich ausgeruht und fit für die geplante Tour, also packte ich meine Sachen in den Rucksack und ging frühstücken. Mein Abmarsch verzögerte sich noch ein wenig, der Hotelcomputer hatte einen Absturz so dass ich etwas warten musste, bis ich bezahlen konnte.
Zügig lief ich zur Alpsiedlung Oberalp hinauf und hatte bereits die ersten 300 Höhenmeter überwunden, das ging auf dem Fahrweg mühelos. Da erst wollte ich mich entscheiden, ob ich es wirklich wagen soll. Der Blick zum Himmel meinte ja, die Wolken haben sich wieder verzogen und mein Gefühl war gut. Währenddem ich noch ein wenig auf einem Stein sitzen blieb und ins Tal hinunterschaute, traf bereit Gesellschaft ein, eine Berggängerin aus Davos, die dann für die nächste Stunde meine Weggefährtin blieb. Sie wolle heute über das Älplihorn nach Sertig wandern, eine Route, die in keiner Karte eingezeichnet ist, doch sie wisse, dass das möglich sei. Sie gab mir noch ein paar gute Tipps zu weiteren schönen Wanderungen in dieser Gegend, wie zum Beispiel die Wanderung ab Sertig zur Keschhütte und ins Val Tours (ob Bergün) hinunter. Da sie, nach ihren Worten, «eine langsame, dafür ausdauernde Wanderin sei» konnten wir überhaupt ein Stück Weg zusammen gehen, ansonsten habe ich mich daran gewöhnt, von den meisten Wanderer überholt zu werden.
Über Alpwiesen führt der breite Weg angenehm aber stetig aufwärts, über diesen Weg soll früher das Heu auf Schlitten heruntergeholt worden sein. Das Heu ab der Fanezmeder soll von besonders guter Qualität sein. Da und dort war auch ein Murmmeli zu sehen, meist neugierige Jungtiere. Etwas weiter oben wird der Oberalpbach auf einer Brücke überquert, und schon sind ein paar Hütten zu erkennen, das muss bereits die Fanezmeder sein. Vorher aber erfreute ich mich an der Blumenpracht, es ist ein Glücksfall und dem vielen Regen zu verdanken, dass so eine Blumenvielfalt in dieser Jahreszeit noch vorzufinden ist.
Nach einer kurzen Pause trennten sich unsere Wege, meine Begleiterin folgte weiter dem Oberalpbach durch das Mitteltal hinauf und ich hielt mich nach rechts zum Bärentäli, einem Einschnitt zwischen hohen Felsen. Der Wanderweg führt zum Glück nicht über Geröll sondern angenehm an der Seite entlang zur Fanezfurgga hinauf. Vorher geht es ein Stück eben aus weiter, ich komme zu einer Stelle, die einmal ein kleiner See hätte sein können. Nur war es da recht sumpfig, so dass ich nebenan über die Steine lief. Ein kleines Schneefeld musste ich ebenfalls überqueren so wurden meine Schuhe wieder sauber. Auf diesem kurzen Stück durfte ich mich etwas ausruhen, danach ging es langsam an den Endspurt. Die Furgga konnte ich ungefähr schon vermuten. Weit oben rechts habe ich schon länger ein Gipfelkreuz gesichtet, doch das ist zum Glück nicht mein heutiges Ziel. Es ist das Chrachenhorn und da gehe ich definitiv nicht hoch, doch als Fixpunkt ist dieses Kreuz perfekt. Ich freute mich jedesmal wenn ich feststellte, dass ich dem Kreuz wieder etwas näher gekommen bin. Dann endlich konnte ich den Wegweiser weiter oben erkennen und nach ein paar Kehren habe ich den höchsten Punkt meiner heutigen Wanderung, die Fanezfurgga auf 2580 m ü. M, erreicht.
Es hat zu meinem Erstaunen recht viel ebener Platz da oben. Trotzdem wollte ich nicht rasten, dazu war es mir zu windig und zu kühl. Ich habe ja kurz davor, etwas weiter unten, eine Pause gemacht und mein Brötli verzerrt. Ich habe mit einem steilen Abstieg gerechnet und war recht überrascht, dass der Weg sanft ins Tal hinunterführt. Nur etwa zwei Steilstücke gab es insgesamt, ansonsten war auch der Abstieg gut zu gehen. Es gab weder hohen Steinstufen noch vom Vieh ausgetretenen Pfade, die das Gehen erschwerten. Die einzige Stelle, die ich etwas heikel fand, war ein Stück dem Hang entlang oberhalb des Ducanbachs. Da war der Weg sehr schmal und dieser muss bestimmt Jahr für Jahr wieder in Stand gestellt werden, wenn Lawinen diesem zusetzen. Auf einmal nahm ich ein seltsames Geräusch war, ein lautes Gurgeln, wie aus einer Brunnenstube. Erst später sah ich das grosse Loch in der dicken Schneedecke, über dem Bach. Hier sollte man auf keinen Fall ausrutschen. Und wie es kommen sollte, an der dümmsten Stelle kamen Biker von hinten und wollten vorbei, so bin ich ihnen hangseitig ausgewichen, so sollen sie selber schauen, wie sie an mir vorbeikommen.
Ich habe mich sehr auf diese Wanderung gefreut, und war gespannt darauf, was für eine Landschaft ich im Ducantal antreffen werde, in diesem Tal, das vor Millionen von Jahren ein tropisches Flachmeer gewesen sein soll und das später durch Eis und Wasser seine Erosionsformen erhalten hat. In der Tat, dieses Tal bezaubert einem durch seine Andersartigkeit aber auch durch die seltsame Stille, die ich hier spüren konnte. Ein kalter Wind zieht durch und ich habe fast alles angezogen, was ich dabei hatte, Pulli, Jäckli, und Stirnband. Es gibt kaum Weideland im Tal, dafür Schutthalden. Ein kleines Restchen vom Gletscher ist noch übrig geblieben. Das Wort „Ödland“ könnte durchaus passend sein, doch liegt das im Ermessen des Betrachters.
Heute bin ich doch einigen Wanderern begegnet, es ist Ferienzeit und bei jenen, die am früheren Nachmittag noch das Tal hinauf kamen, wunderte ich mich schon, dass die so spät noch auf die andere Seite wollten. Viel mehr wunderte ich mich jedoch über die vielen Biker. Dass auf allen Routen, bei denen für den Aufstieg eine Bahn genommen werden kann, mit hohen Frequenzen an Bikern gerechnet werden muss, ist mir bewusst, das habe ich im letzten Sommer auf dem Weg über die Jazmeder (Rinerhornbahn) und beim Aufstieg zur Tällifurgga (Jakobshornbahn) erfahren. Doch hier muss das Bike zuerst den Berg hinaufgetragen werden, damit danach auf technisch anspruchsvollen Wegen hinuntergedonnert werden darf. Ich frage mich, was für ein ultimativer Kick das wohl sein muss. Von den landschaftlichen Schönheiten und den Eindrücken können die Biker wohl kaum etwas aufnehmen, dazu müssen sie sich zu stark auf den Weg konzentrieren.
Je weiter ich ins Tal hinunter kam, desto wärmer wurde es wieder, doch hat es angefangen zu regnen. Nun musste ich die Regenjacke überziehen, das heisst schwitzen. Später, bei 2044m, führt der Wanderweg über die Brücke auf die andere Seite des Ducanbachs und danach geht es nochmals ein Stück aufwärts. Unmittelbar treffe ich wieder auf Wald und schlagartig ändert sich die Vegetation. Der Ducanbach nimmt den direkten Weg über den Felsen, wir wählen den Umweg dem Hang entlang. Die Lärchen geben bereits den Blick frei auf das grüne Sertigtal. Bald habe ich mein Ziel erreicht.
Den kleinen Abstecher bis zum Wasserfall lies ich mir natürlich nicht entgehen. Das ist auch die Hauptatraktion der vielen Tagesausflügler die ins Sertig hineinfahren.
Das letzte Stück Weg bis zum Weiler Sertig Sand führt noch über eine Teerstrasse, wenig später sitze ich auf der Terrasse vom Hotel Walserhuus und bestellte mir einen Salat und später zum Dessert ein Mousse au Chocolat. Für die Heimfahrt habe ich mir mein Spartickett mit dem letzten Bus ins Tal hinunter bereits im voraus gekauft, damit ich noch so lange wie möglich da oben bleiben durfte und auf die Ducanen schauen konnte.
davos.ch Wanderung Fanezfurgga
Etappe_14 Walserweg Graubünden
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