aufwärts nach Valzeina
Den Anstoss zu einer Wanderung nach Valzeina gab mir der Fahrer eines Kleinbusses während der Fahrt von Untersays nach Trimmis hinunter. Das war, als ich an einem kühlen Tag im Mai von Chur in Richtung Trimmis wanderte. Er empfahl mir eine Wanderung von Says nach Valzeina, und erwähnte, dass es an den Wochenenden sogar einen direkten Bus zwischen Landquart und Obersays gäbe. Davor hatte ich noch nie etwas von dieser Streusiedlung in der Nähe von Grüsch im vorderen Prättigau gehört. So, wie ich ja das ganze Prättigau gerade erst entdecke.
Im Internet bin ich dann auf einen Beitrag von Thomas Widmer gestossen (ich danke ihm an dieser Stelle für die vielen guten Berichte, die mich bereits zu zahlreichen schönen Touren inspirierten). Der Bericht stammt aus dem Jahr 2014 und beschreibt eine sehr lange Wanderung von Grüsch-Seewies hinauf nach Valzeina und weiter zur Alpsiedlung Stams hinauf und ein langer Abstieg nach Trimmis hinunter, also insgesamt über sieben Stunden wandern. So lange möchte ich natürlich nicht unterwegs sein, denn wo es aufwärts geht, geht’s meist auch wieder hinunter, was ich mir nicht zumuten möchte, wenn ich bereits durch einen langen Aufstieg müde geworden bin.
Mittwoch, 24. Juli 2019 von Seewis-Pardisla nach Valzeina ca. 3 ½h, 8km, ca. ⇑ 800m ⇓ 283m
Die wenigen Leute, die in Grüsch aus der RhB Richtung Davos ausgestiegen sind, waren bald alle ausser Sichtweite, im Bus waren wir nur noch zu zweit. Nach drei Minuten Fahrt stieg ich wieder aus und musste der Strasse Richtung Landquart für etwa einen Kilometer folgen, dabei überquerte ich die Bahngeleise, die Autobahn und die Landquart, bevor ich zur Teerstrasse nach Valzeina kam. Es muss eine alte und stillgelegte Fahrstrasse sein, denn sie ist für den Fahrverkehr gesperrt und schon etwas von Unkraut überwuchert, doch sonst ganz nach meinem Geschmack, sehr stimmungsvoll führt sie entlang Felsen und dem Schranggabach nur leicht ansteigend und am Schatten aufwärts. Ich war sogleich beindruckt von den moosüberwachsenen Steinen, an denen Wasser herab lief und dabei eine eigene Landschaft kreierten.
Bald darauf endet diese alte Strasse und mein Weg kreuzt beim Geissgaden die neue Fahrstrasse um dann als ziemlich verwahrloster und zugewachsener Wanderweg weiter hinauf zu führen, inzwischen mit etwas mehr Steigung. Doch diese bereitete mir gar keine Mühe, ich bin bei den Himbeeren angelangt, Unmengen reife Beeren direkt vor meiner Nase, respektive auf Augen- und Mund Höhe hinderte mich daran, allzu schnell voranzukommen, ich kam zu einer guten Zwischenverpflegung. Daher gehe ich davon aus, dass dies ein wenig begangener Wanderweg ist. Das zeigte sich später immer wieder. Allzu oft führte mich eine Fahrspur in die Irre, weil ich den Wanderweg nicht gefunden habe. Nur dank der SchweizMobil App konnte ich mich zurechtfinden, doch zum ersten Mal stelle ich fest, dass der Weg in der App und der gekennzeichnete Weg leicht voneinander abweichen. Bald kam ich auf die Höhe von 1000m ü. M. und traf auf Weiden.
Ein Wegweiser wies mich weiter hinauf, die Markierungen jedoch lagen am Boden, und ob sie an der richtigen Stelle liegen, weiss ich auch nicht. Es ist die Stelle, wo ich die Richtung ändern sollte, das heisst, statt Sicht auf den gegenüberliegenden hohen grünen Hügel (Vilan) sollte ich mich gegen Lanquart abdrehen und hinter der Helwand und Grossa Wang entlang weiterlaufen. Es lagen Unmengen von Ästen am Boden, da war kein Weg auszumachen, erst weiter oben traf ich wieder auf den richtigen Pfad, ich hätte eben noch ein kleines Stück weiterlaufen sollen und erst dann abdrehen. Doch nun gab es wieder genügend Markierungen an den Bäumen und zudem führt der schmale Weg nun auf weichem Waldboden weiter. Eigentlich hätte ich gerne eine Pause gemacht, doch kein gutes Plätzchen kam in Sicht.
Später traf ich bereits auf einen Punkt mit Namen Bärgli, einer Alp, wo ich ein Stück Wiese vorfand und mir eine lange Pause gewähren durfte. Schuhe und Socken zog ich aus, ich hatte eine kleine Decke und auch ein Buch dabei. Mir blieb noch genügend Zeit, um nach Valzeina zu gelangen, ab hier ist es sowieso nicht mehr weit.
Das letzte Stück zeigte sich dann auch noch als das weitaus schönste Stück Weg, mit wunderbarem Ausblick ins Tal hinunter und da kam auch das von Thomas Widmer beschriebene Bänkli. Dieses war wirklich sehr nahe am Abgrund, das war auch das einzige, auf das ich mich nicht hinsetzte. Der Weg, obwohl er der Kante entlangführt, ist keinesfalls gefährlich, sofern man nicht zu nah an die Kante tritt. Die Aussicht sollte man trotzdem geniessen und die anderen Bänkli dürfen auch gefahrlos zum Rasten genutzt werden.
Bereits konnte ich das Kirchlein von Valzeina sehen, das letzte Stück führte noch über eine Wiese hinunter, auch da hatte ich keine Ahnung, wo ich laufen sollte, denn üblicherweise trampe ich nicht einfach über Wiesen, die noch gemäht werden sollten.
Ich weiss nicht, ob es an der Hitze lag, ich traf kaum Menschen an in Valzeina. Am Gasthaus wurde renoviert, so habe ich es gar nicht als solches erkannt. Ob es offen war, habe ich nicht gesehen, denn glücklicherweise hat es einen Hofladen und da habe ich mich mit Käse, Salsiz und Kuchen eingedeckt und auch etwas Kühles zu Trinken vorgefunden. Das Dorf ist baumlos, so musste ich mich auf die Suche nach Schatten machen, den fand ich glücklicherweise neben der Kirche. Da blieb ich sitzen, bis zur Abfahrtszeit des Kleinbuses.
Und wenn ich auch ursprünglich vorhatte, in dieser Woche von einer anderen Seite her nochmals nach Valzeina zu kommen, schlug ich mir das nun gleich aus dem Kopf, dazu war es eindeutig zu warm. Ich muss mir eine Wanderung aussuchen, die etwas höher hinauf aber noch unterhalb der Baumgrenze liegt.
schweizmobilmap Seewis-Valzeina