Rabiosa, „die Tobende“ oder wo das Passugger herkommt

ab Chur Meiersboden über Passugg nach Churwalden

Freitag, 12. April 2019 ca. 3-4h,  10km, sowie ⇑ 800m ⇓ 180m

Das Passugger Mineralwasser ist mir sehr wohl bekannt, doch dominiert heute ein anderer Mineralwasserkonzern den Markt, dessen Quellen sich ebenfalls in den Bündner Bergen befinden.

Die Allegra Passugger Mineralquellen AG bezeichnet sich als einzige unabhängige, inhabergeführte Quelle der Schweiz

An jenem Freitag begab ich mich nicht auf die Suche nach den Quellen des Passugger Wassers.  Durch Zufall, weil ich die falsche Abzweigung nahm, habe ich den Weg hinein in die eindrückliche und imposante Rabiosaschlucht mit den steilen Wänden aus schwarzem Schiefergestein überhaupt gefunden. Eigentlich wollte ich einfach die erste Etappe der Weitwanderung ViaSett laufen. Ich war gespannt, was der Weg über die Lenzerheide zu bieten hat, nachdem der Ausgangsort der Weitwanderung von Thusis nach Chur verlegt worden war.

In Chur nahm ich den Bus 9 Richtung Meiersboden bis zur Rabiosabrücke. Gleich gehts steil den Hang hinauf. Sehr bald kam ich am ehemaligen Kurhaus Passugg vorbei, das heute eine internationale Bündner Hotelfach- und Touristikschule, die Swiss School of Tourism and Hospitality, beherbergt.

2019_04_12_Wegweiser_webBei der Mühle folgte ich dem ViaSett Wegweiser Richtung Churwalden und kam sehr bald zu einer Weggabelung ohne Angaben über den weiteren Verlauf des offiziellen Weges. Klar nahm ich nicht den Weg rechts hinauf, sondern jenen geradeaus in die Schlucht hinein und freute mich, dass ich als Liebhaberin historischer Wege nun gleich auf meine vollen Kosten kam. Die kraftvolle Umgebung in der Schlucht verzauberte mich voll, ich war überwältigt von der Stimmung in der Schlucht. Der Zustand des Weges fand ich nicht so schlecht, obwohl gelegentlicher Steinschlag nicht zu übersehen war. Das ich kaum Wegmarkierungen vorfand, beunruhigte mich nicht, denn vorher sah ich auch kaum welche. Bald kam ich zu einem kurzen Felsentunnel und dahinter stand ein Gebäude das auf die Brücke über den Fluss gebaut war. „Trinkhalle Passugg“ war angeschrieben. Was das wohl sein kann.

Ich umrundete das Gebäude, und lief dann weiter. Bald kam ich zu einer Treppe mit Holzschwellen, wobei eine davon fehlte und die andern einen sehr schlechten Zustand aufwiesen, so dass ich mit ungutem Gefühl aufstieg und mich schon fragte, wo da die Sicherheitsmassnahmen geblieben sind. Ich überquerte noch die Brücke und folgte dem Weg den Hang hinauf.

2019_04_12_Rabiosaschlucht_Geisterweg_web
Spuren eines ehemaligen Wanderweges

Dieser zeigte sich jedoch bald in einem sehr verwahrlosten Zustand, verbogene und durchtrennte Geländer, umgestürzte Bäume sowie Bänke ohne Bretter. Erst da kamen mir Zweifel auf, ob ich mich auf dem richtigen Weg befinde. Mein Schweiz Mobil App bestätigte meine Zweifel, das ist nicht der Wanderweg, sondern eher ein „Geisterweg“. Zweifellos war das einmal ein Wanderweg. Und da ich bereits recht mühsam über umgestürzte Bäume geklettert bin, hoffte ich, bald auf den offiziellen Weg zu treffen und nicht nochmals zurück zu müssen. Am Ende gelangte ich zur Treppe mit der Absperrung bei der Trinkhalle, die ich schon vorher wahrgenommen habe. Dieser Rundweg ist also weder hindernisfrei noch zur Nachahmung empfohlen. Etwas später, als ich mich wieder auf dem offiziellen Wanderweg der ViaSett befand, sah ich von oben zu jener Brücke hinunter und bedauerte, dass hier das Potenzial zu einer ganz besonderen ersten Etappe mit einer Wegführung durch die Schlucht und späterem Anstieg, leider nicht ausgeschöpft wurde, sondern dass einfach auf bereits bestehende Wanderwege ausgewichen wurde.

Somit kann ich die Beweggründe für die Verlegung des Ausgangspunktes der ViaSett von Thusis nach Chur auch nicht nachvollziehen. Der Abschnitt von Thusis durch den Alten Schyn nach Tiefencastel empfand ich damals als einen besonders schönen Einstieg zu dieser hochwertigen Weitwanderung, der ich bereits bis ins mediterrane Chiavenna gefolgt bin.

Die weiteren Abschnitte durchs Gelände befanden sich meiner Meinung eher in einem verwahrlosten Zustand, die Markierung halbherzig vorgenommen und für die Wegführung hätte es bestimmt bessere Alternativen gegeben. Der Wegweiser der ViaSett beim Bahnhof Chur ist hinter einer Baustellen Einzäunung versteckt, ich frage mich, wie sich nicht ortskundige Wanderer zurechtfinden sollten. Dazu kommt, dass doch noch viel auf Teerstrassen gegangen werden muss, grad etwa im Bereich von Egga. Wenn man bedenkt, dass, wer im Sommer nicht in aller Herrgottsfrühe in Chur startet, genau um die Mittagszeit da vorbeikommt, ist wirklich zu bedauern.

Bei der alten Brücke hätte ich zumindest erwartet, dass der Wanderweg über die Brücke führt, doch nein, auch hier muss auf dem Trottoir der Hauptstrasse entlang gegangen werden.

In Churwalden hatte ich dann für diesen Tag genug, zu unspektakulär war dieser Teilabschnitt, ich werde den Rest über die Lenzerheide ein anderes Mal laufen und bin gespannt, was mich dort erwartet. Ich nahm also den Bus zurück nach Chur und begab mich zu Kaffee und Kuchen (die Sachertorte ist fantastisch!) ins Café Conditorei Maron grad beim Bahnhof und anschliessend spazierte ich noch in die Altstadt.

2019_04_12_Chur Altstadt_web
Altstadt von Chur

Abschliessend bin ich jedoch sehr dankbar, dass die Markierung noch zu wünschen übriglässt, denn nur so habe ich den Abstecher in die Rabiosaschlucht überhaupt gemacht und das ist ein Erlebnis, das ich nicht missen möchte.

Den Wert eines Mineralwassers schätze ich nun umso mehr, nachdem ich bei dieser Gelegenheit mehr darüber gelesen habe. Doch die Frage, wem das Wasser, das da seit hunderten von Jahren gratis aus dem Felsen sprudelt nun gehört, und wer den kommerziellen Nutzen haben darf, möchte ich offenstehen lassen.

Aus Wikipedia: Die Heilquellen von Passugg wurden 1863 durch den Churer Sattlermeister Ulrich Sprecher wiederentdeckt, nachdem die bereits im 16. Jahrhundert genutzten Heilquellen zwischenzeitlich verschüttet waren. Das 1883 erbaute Kurhaus verfügte über 220 Betten. Ein Weg führte hinunter in die Schlucht zum Quellengebäude mit Trinkhalle. Die verschiedenen Quellen erlaubten je nach Zusammensetzung des Wassers verschiedene Kuren. Der Kurbetrieb wurde 1979 eingestellt.

 

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