Obermutten

Kurzaufenthalt in der Walsersiedlung Obermutten und Aufstieg zur Muttnerhöhe,

Dienstag, 21. August 2018 ca. 1-1,5h und je ca. 150m ⇑ und ⇓

Die Fähigkeit eines Menschen sich fortbewegen zu können, bedeutet Mobilität. Das natürlichste Mittel dazu sind unsere Füsse. Im Wandel der Zeit genügte diese Art von Fortbewegung nicht mehr den Ansprüchen von Geschwindigkeit und dem Drang den Bewegungsraum ständig zu erweitern. Doch sind wir glücklicher, wenn wir schneller sind und weiter kommen? Nun, das muss jeder für sich selber beantworten. All jene, die sich heutzutage zu Fuss fortbewegen, indem sie wandern, haben vielleicht ihre Antwort schon gefunden.

Zu Fuss gehen zu dürfen gilt heute nicht mehr nur als Notwendigkeit sondern als ein Privileg, wandern bedeutet auch Freiheit und Ausbruch aus den Alltagszwängen.

Auch hier hat jeder seine eigenen Ansprüche. Das kann sein: das Sammeln von Erlebnissen, die sportliche Herausforderung oder einfach der Genuss.

Für mich kommt heute der Genuss an erster Stelle, als ich den halbstündigen Aufstieg zur Muttnerhöhe antrete. Oben angekommen erwartet mich eine grandiose Rundsicht ab dem Piz Beverin hinunter ins Rheintal und weiter ins Albulatal. Da ich ja heute einen Pausentag halte, hat mich nichts zur Eile getrieben und ich verblieb eine gute Weile auf meiner Bank sitzen, ganz im Bewusstsein was für ein Glück ich habe, dass ich hier hinaufkommen durfte.

auf der Muttnerhöhe

Lange Zeit war ich auch ganz alleine da, bis weitere Wanderer und zwei Biker dazukamen. Die Sonne brannte und mir wurde es zu heiss, so verzog ich mich mit meinem Buch ganz in der Nähe unter die Lärchen. Da verblieb ich, bis ich, zwar noch weit, das Donnern hörte. So machte ich mich an den kurzen Abstieg, ich wollte ja noch das Holzkirchlein besuchen.

Die ganz aus Lärchenholz gebaute Kirche mit Schindeldach ist inzwischen 300 Jahre alt. Nur der Glockenturm kam später dazu (1930) Die Kirche wurde zusammen mit ein paar ganz wenigen Häusern vom Brand im Jahr 1946 verschont.

das einzige Gotteshaus, das ganz aus Holz gebaut ist
Kirche Obermutten mit schlichtem Innern und mit der Hausorgel aus der Toggenburger Werkstatt Heinrich Amman

Nachdem ich die Kirche, die leicht abseits der Häuser steht, besichtigt habe, wollte ich eigentlich zurück zum Gasthof. Als ich am Haus mit dem Schild Ortsmuseum vorbei kam, sah ich, dass offen ist. Das Haus ist in Privatbesitz und Erwin Wyss, ein Muttner, der in Chur lebt, hat über viele Umwege das älteste Haus kaufen können, das sogar einmal jemandem von seinen Vorfahren gehörte. Das Haus hat er instand gestellt, ohne den Charakter zu verändern, mit ganz wenigen Ausnahmen, wie dem neuzeitlichen Waschtrog in der Küche mit fliessendem Wasser und den elektrischen Lampen. Obwohl, Lampen hätte er mehr als genug, die vielen Arten von Lichter und Lampen faszinierte ihn so, dass er sich eine grosse Sammlung anlegte. Gleich nachdem ich eintrat, begann er mit der Führung. Es kamen noch ein paar Personen dazu. Der Walserverein Mutten, wo Herr Wyss Vorstandsmitglied ist, hat zum Ziel der Muttner Bevölkerung das Interesse für ihre Herkunft und Geschichte zu wecken. Über die Geschichte der Muttner Walser ist nur wenig dokumentiert. Obermutten ist auch heute noch ein weit abgelegener Ort. Die Strasse gibt es erst seit 1836 und ist bis heute eine Naturstrasse. Wie beschwerlich muss wohl der Zugang davor gewesen sein, die alte Transitroute ins Schams habe ich ja kennengelernt.

Ich habe mir mit meinem Aufenthalt hier in Obermutten einen Wunsch erfüllt, den ich schon lange hegte. Morgen werde ich auf der anderen Seite wieder zu Tale steigen nach Stieva ob Tiefencastel.

https://www.schweizmobil.ch/de/mountainbikeland/services/orte/ort-0293.html

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