ViaSpluga – Wanderbericht
Donnerstag 21. bis Montag, 25. August 2014 / 5 Tagesetappen von ca. 3,0 -6,5 Stunden / Begleitung: Maya
Vor ein paar Wochen erhielt ich Post aus Splügen, von der Viamala Gästeinformation, über die ich damals das Arrangement gebucht hatte. Sie sandten mir den neuen Flyer zu, für den Fall, dass ich wieder einmal Lust hätte, die ViaSpluga zu wandern. Ja, das habe ich tatsächlich, wenn auch im Moment nur in Gedanken, während dem ich nun doch noch die Erlebnisse niederschreibe. Im 2014 verfasste ich noch keine Berichte. In den vergangenen Jahren stiess ich immer wieder einmal auf die ViaSpluga, sei es in Splügen, in der Viamala oder in Chiavenna. Es ist also gut möglich, dass ich das Arrangement wieder einmal buchen werde.
Denn genau diese Weitwanderung hat mich ja nachhaltig inspiriet und auf den Geschmack gebracht, wandernd mehr über meinen Heimatkanton Graubünden zu erfahren. Das rechtfertigt es auch, dass ich den Bericht nachträglich noch in diesen Blog schreibe.
Es war ein eher nasser Sommer, Anfang August regnete es oft, Maya und ich sahen unserem Abenteuer in Bezug auf das Wetter mit gemischten Gefühlen entgegen. Als wir dann am Bahnhof Thusis unser Gepäck abgegeben haben und mit den nötigen Unterlagen ausgerüstet und mit Kaffee gestärkt waren, liefen wir Richtung Viamala Schlucht los. Es stand schon vorher fest, dass wir nicht die anspruchsvollere Route über den Traversinasteg nehmen, der bei Nässe nicht zu empfehlen ist, sondern der alten Kantonsstrasse folgen würden. Bis zur Viamala ging’s also recht gemütlich voran und es blieb uns genug Zeit für den Besuch der Schlucht und des Informationszentrums und später für die Mittagsrast. Unser erstes Etappenziel Zillis erreichten wir so früh am Nachmittag, jedoch nach der Schlucht kamen wir doch noch in den Genuss eines Bergwanderwegs, der immer einen Hügel hoch und wieder zum Hinterrhein hinunter führte. Nachdem wir uns im sehr schönen Zimmer im Hotel Alte Post etwas ausgeruht hatten, besuchten wir noch die Ausstellung zu den Deckenbilder sowie die Kirche Zillis. Der Tag zeigte sich doch noch recht freundlich, sonnig, mit ein paar Quellwolken aber nicht zu heiss. Zum Abendessen genehmigten wir uns hausgemachte Capuns, eine Spezialität des Hauses. Die Wirtin überraschte uns mit ein paar spannenden und informativen Einzelheiten und Details über die Gegend und die ViaSpluga.
Am nächsten Tag, gut ausgeschlafen und mit einem feinen Frühstück gestärkt, besuchten wir noch das Talmuseum Val Schons, bevor wir uns gegen Mittag auf den Weg Richtung Andeer machten. Der Weg über Donat und Clugin ist nicht anstrengend, dafür gab es da und dort Informationstafeln mit Wissenswertem zu lesen. Ausserdem gab es mehrere schöne Plätze für eine kurze Rast und einen Griff ins reichhaltige Lunchpaket, das uns vom Hotel Alte Post mit auf den Weg gegeben wurde. In Andeer machten wir vom Gutschein für den Eintritt ins Mineralbad Gebrauch und haben die zwei Stunden im Wasser sehr genossen, es war wieder ein recht sonniger Tag mit milden Temperaturen. Sportlich wurde es dann erst nach dem Bad, denn wir mussten noch weiter bis zur Rofflaschlucht, das liegt zwar nur zwei Stationen mit dem Bus entfernt, doch der Wanderweg führt bei der Andeer Granit AG vorbei, so dass wir die Produkte aus dem grün-schimmernden Andeer Granit bewundern durften. Weiter führt der Weg vorbei an der Zentrale Bärenburg von der Kraftwerke Hinterrhein AG, danach zuerst in die Höhe, bevor es dann kurz vor der Rofflaschlucht wieder etwas abwärts ging. So kam ich noch recht ins Schwitzen nach einem sonst recht gemütlichen Wandertag. Als Abschluss zum zweiten Tag durften wir noch die Schlucht besichtigen. Übernachtet hatten wir im Gasthaus Rofflaschlucht.
Der dritte Tag startete mit einem kurzen Aufstieg, danach folgte der Weg mehrheitlich entlang der Kantonsstrasse, jedoch immer mal wieder zum Hinterrhein hinunter und dann gleich wieder nach oben. Wer da jedoch den Verlauf des Weges entlang der Strasse zu beanstanden hätte, sollte bedenken, dass genau eben diese Strasse „die Lebensader“ der Region bedeutet. Der Wanderweg bot genug Naturschönheiten und die Strasse störte nur wenig. Beim Festungsmuseum Crestawald liefen wir weiter und trafen bald in Sufers ein und waren somit fast schon am Ziel des heutigen Tages. Ab Sufers verläuft der Weg auf einem Natursträsschen, dafür kommt man an der Ruine der ehemaligen Burg Splügen vorbei. Im Hotel Bodenhaus liessen wir es uns gut gehen, feines Znacht und ein sehr schönes Zimmer.
Der Sonntag startete mit zweifelhaftem Wetter, trotzdem machten sich Maya und ich zeitig auf den Weg. Für den wohl schönsten Teil der ganzen Tour, der Etappe über den Splügenpass, wollten wir uns genug Zeit einplanen. Bis Monte Spluga hätten wir ja immer noch die Möglichkeit, mit dem Bus zu fahren, sollte das Wetter umschlagen. Stetig und in nicht allzu steilen Kehren schlängelt sich der historische Säumerweg hinauf zum Splügenpass. Ich kam trotzdem recht ins Schnaufen, währendem Maya problemlos vorausstürmte. Die Passhöhe erreichten wir aber ohne allzugrosse Anstrengung. Dann gings weiter nach Montespluga, das bereits in Italien liegt, und anschliessend hinter dem See entlang zur Staumauer, wo sich der Einstieg in die Cardinellaschlucht befindet. Erst da begann die technische Herausforderung der Tagesetappe, der Seeweg war nicht einfach ein Uferweg, sondern verläuft über grosse Steinbrocken und der Einstieg in die Schlucht war vom Unwetter verschüttet. Weiter unten jedoch befand sich der Weg wieder in gutem Zustand. Eine eindrückliche Stille empfing uns da. Nach ein paar zu Feriensiedlungen ausgebauten Maiensässe trafen wir in Isola, dem Dorf im Valle San Giacomo ein. Da meldete sich auch zum ersten Mal der Muskelkater, denn diese Etappe war eine sportliche Herausforderung, doch hat sich die Mühe gelohnt. Mit etwas „Schmiermittel“ war auch das Problem zu bewältigen, die Kraft reichte für einen Rundgang durchs Dorf vor dem Abendessen noch aus. Anschliessend durften wir im Albergo Mangusta schlafen und ausruhen.
Den Endspurt der Tour starteten wir am nächsten Morgen recht gemächlich, bald trafen wir auf Campodolcino ein und besuchten das Talmuseum. Anschliessend ging es weiter talwärts Chiavenna zu. Die Vegetation änderte sich von alpin zu südländisch, der Wanderweg verlief mehrheitlich im schattigen Kastanienwald, wir kamen immer wieder an zerfallenen Alpsiedlungen vorbei. Die Tagesetappe umfasste etwas mehr als 20 km, also ein rechtes Stück dafür alles abwärts. Kurz vor dem Ziel ging’s dann doch noch bergauf. Ein Teilstück des Weges war vom Unwetter zerschüttet. Darüber aber wurden wir vorgängig informiert und die Signalisation war für italienische Verhältnisse super. Natürlich folgt nach jedem Aufstieg wieder ein Abstieg, die letzte Dreiviertelstunde mussten wir noch einen Treppenweg durch Rebberge absteigen, eine extra Zugabe an den Muskelkater. Dann aber endlich erreichten wir die Altstadt von Chiavenna und bald darauf das Hotel Crimera hinter dem Bahnhof.
Nach einer erfrischenden Dusche waren die Strapazen schon fast vergessen, es galt ja noch, die südliche Alpenstadt zu erkunden. Dabei fanden wir noch ein Lokal, indem wir sehr fein speisten und danach gingen wir schlafen. Die Grotten wollten wir am nächsten Morgen vor der Heimreise noch besichtigen. Es kam dann anders, wir erwachten und es regnete in Strömen. Was hatten wir doch für ein Glück, indem wir auf der ganzen Tour, ausser ein paar Tropfen, vom Regen verschont blieben. Wir entschieden uns, die Heimreise gleich nach dem Frühstück anzutreten. Das Postauto brachte uns durch’s Bergell bis St. Moritz, die RhB über die Albulastrecke nach Chur und die SBB nach Hause.
Und das hätte dann eigentlich das E N D E sein sollen, wäre ich nicht in Chiavenna auf die Wegweiser der ViaSett und Via Bregaglia gestossen, die Weitwanderung von Thusis über den Septimerpass, respektive von Maloja nach Chiavenna, so eben schmiedete ich bereits Pläne für weitere Wanderungen.