Bivio – Julier Hospitz

Bivio – Julier Hospitz (Veia Surmirana)

Dienstag, 15. August 2017, ca. 2-3 Stunden

Im historisch geprägten Hotel Post in Bivio habe ich übernachtet, in einem gemütlichen, mit Arvenholz verkleideten Zimmer im Nebengebäude. Das Haupthaus hat noch die alten Steintreppen mit den breiten Gängen und den Arventüren mit alten handgeschmiedeten Beschlägen. Ansonsten entspricht das Hotel in Bezug zu Komfort und Service absolut den Ansprüchen der heutigen Zeit. Vor allem schätzte ich den herzlichen Empfang der Gastgeberin, ich fühlte mich dort gleich willkommen. Mir gefiel Bivio sehr gut, das Dorf ist überschaubar geblieben, hat seine Ursprünglichkeit erhalten können und hatte etwas Beruhigendes an sich, wie es da an der Julia liegt, mit ihrem klaren blauen Wasser.

Bevor ich Bivio verlasse, wollte ich noch kurz zum Staudamm Marmorerasee, als Bewohnerin der Stadt Zürich, die von der Energie der Kraftwerke Mittelbünden Gebrauch macht, betrachte ich es als Pflicht, dies mit Würde zu verdanken.

Marmorerasee

Schön anzusehen ist der See mit dem klaren Wasser und der mit Gras bewachsenen Mauer, die somit zu einer Böschung wurde. Nichts wirkte bedrohlich wie sonst bei einer Staumauer. 

Um die Mittagszeit verliess ich Bivio, folgte jedoch nicht dem Wegweiser zum Julierpass, (der Bike- und Wanderweg zum Septimerpass verläuft zuerst auf Hartbelag) sondern einem schönen Pfad auf der anderen Seite der Julia, der ebenfalls aufwärts führt, dies hatte ich mir auf meinen gedruckten Karten aus SchweizMobil auch so vermerkt. Unmittelbar nach der Brücke durfte ich bis zum Hospitz einem wirklich schönen Weg folgen. Die Wegweiser gaben Trotg da n Alc an. Das Wegstück entlang des Lawinenschutzes war etwas schmal, doch ansonsten gut zu begehen. Dann überquerte ich die Passstrasse und es folgte ein wildes und abenteuerliches, jedoch ungefährliches Wegstück neben der Julia mit Brücken und Stegen dem Fels entlang. Weiter oben trafen die beiden Wege wieder aufeinander. Nun gings weiter stetig leicht bergauf, später wechselte ich nochmals auf die andere Strassenseite bis weiter oben das Hospitz in Sicht kam. Doch wie es so ist, wenn das Ziel in Sichtnähe kommt, dauert es doch noch eine gefühlte Ewigkeit bis man dann auch noch ankommt. Ich hätte am Schluss zwar abkürzen können, indem ich noch ein Stück auf der Strasse wanderte, doch da war mir der kleine Umweg doch lieber. Es war eigentlich keine anstrengende Wanderung, ich liess mir auch genug Zeit, doch am Ende waren meine Füsse aber recht müde.

Nun habe ich das ganze Sursers, wie das Oberhalbstein auf romanisch heisst, durchwandert, und somit zwischen Tiefencastel und Julierpass eine für mich neue Gegend Graubündens kennengelernt, nachdem ich im letzten Jahr vorwiegend in den deutschsprachigen, von Walsern besiedelten Regionen unterwegs war. Das Sursers ist, mit Ausnahme von Bivio, romanisch und katholisch. Auch der Stil der Häuser unterscheidet sich stark.

Überall fand ich Zeichen der früheren Bergbautätigkeit. Diese soll es hier schon vor über 3000 Jahren gegeben haben. Das Vorhandensein von Kupfer, Eisen- und Manganerze (diese in höher gelegenen Gebieten) könnte die frühe Besiedlung gefördert haben. Später, im 19. Jh. machte der Import von kostengünstigem Eisen den Abbau unrentabel. Der Transitverkehr brachte mehr ein. 

Während des Mittelalters galten der Julierpass sowie der Septimerpass als die wichtigsten Übergänge der Zentralalpen. Bereits zur Zeit der römischen Kaiserreiche wurden Waren über den Julier transportiert. Der Transport erfolgte damals als Saumverkehr erst später,  im 19. Jh, hielten Kutschen und Pferde Einzug in den Bündner Transitverkehr. Ein Projekt, den Septimer für den Fuhrverkehr auszubauen, soll es gegeben haben, doch kam es nie zustande, vermutlich aufgrund der recht steilen Südrampe hinunter ins Bergell. So blieb der Pass den Bikern und Wanderern vorbehalten, denen soll das nur recht sein. 

Bis zum Ausbau des Gotthards boten die Bündner Pässe die kürzeste Verbindung vom Bodenseeraum in die Lombardei. Einige Familien brachten es in der damaligen Zeit zu etwas Wohlstand. Als dieser Wirtschaftszweig wegfiel, verarmte ein Teil der Bevölkerung, andere wanderten ab. Die Eröffnung der Albula-Bahnlinie im 1903/1904 bewirkte nochmals einen starken Rückgang des Verkehrs und somit wirtschaftliche Einbussen. 

Umso mehr halte ich es für notwendig, dass den Gemeinden Graubündens die bisherigen Wasserzinsen weiterhin zugesprochen werden so dass ihnen die Lebensqualität und wirtschaftliche Auskommen und uns Städtern der Erholungsraum erhalten bleibe.

04_Burg Marmorerasee_IMG_1119
Die Burg Marmels
05_ auf dem Weg zum Julierhospitz_IMG_1123
beim Aufstieg zum Julierpass

 

 

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