Juf – Forcellina – Septimerpass – Casaccia (Via Sett ab Septimerpass)
Mittwoch, 24. August 2016, Wanderzeit ca. 6 Stunden
Heute folgt eine weitere grosse Herausforderung, der Septimerpass, ein historischer Übergang, der früher, vor der Eröffnung der Julierpassstrasse, ja bereit zu Römerzeiten, von grosser Bedeutung war. Schon lange hegte ich den Wunsch, dieses Wandererlebnis vom Avers ins Bergell, einmal gehen zu dürfen. Sehr schön war, dass Ursula sich bereit erklärte, diese Tour mit mir zusammen zu laufen.

Wir starteten um acht Uhr morgens in Juf auf 2126 m.ü.M. Das Postauto aus Andeer war recht gut besetzt, lauter Wanderer, die das Prachtwetter nutzen wollten. Die meisten liefen, resp. stürmten gleich los taleinwärts Richtung Forccelina oder zu einer der Alpen. Doch wir wollten zuerst einmal ankommen, machten uns dann aber auch auf dem Weg, von all den andern sahen wir bald nichts mehr, deren Eile konnten wir nicht verstehen. Nach einem ersten flachen Stück Weg folgte bald der Anstieg zum Forccelina auf 2672 M.ü. M. Der Weg schlängelte sich im Zickzack höher und höher, alles lag noch im Schatten, während Juf bereits im Sonnenschein lag. Auch die Berge erstrahlten bereits in den verschiedenen Farben von rosa und grün, je nach deren Gesteinsschicht. Das Bild der Berge ringsum war eine Pracht, insbesondere aber faszinierten uns deren Farben. Zudem lagen die schönsten Steine direkt vor unseren Füssen und wollten aufgehoben werden, obwohl wir bei jedem Stein fanden, das soll nun wirklich der letzte sein. Die einen waren grün, andere schwarz und jene, die wir weiter oben fanden, glizerten und funkelten grün im Licht der Sonne. Es fiel uns daher schwer, die schönsten Brocken liegen zu lassen und nur kleine einzupacken.
Die Namen der Steine konnten wir einen Tag später im Talmuseum in Stampa vorfinden:
Actinolite für die schwarzen und Serpentine für die grünen


So erreichten wir mehr oder weniger mühelos den Forccelina, machten uns nach einer kurzen Pause gleich an den Abstieg zum 300 Höhenmeter tiefer gelegenen Septimerpass. Immer wieder erfreuten wir uns am Bergpanorama, die Averser Berge verschwanden nach und nach, es bot sich ein neues und erweitertes Bild. Auch an den Blumen durften wir uns erfreuen. Klar, dass wir dadurch eher langsam unterwegs waren. Am Septimerpass angelangt, waren wir zuerst vom breiten Weg, den wir da vorfanden, etwas enttäuscht, doch wurde der Weg bald wieder wilder und wechselte an einzelnen Stellen zum alten Römerweg. Bald gelangten wir zur Steinbogenbrücke, die auf vielen Bildern zu sehen ist.

Langsam machten sich die ersten Anzeichen von Müdigkeit bemerkbar, doch lag noch ein gutes Stück Weg vor uns. Nach einem weiteren steilen Abstieg kamen wir zur Alp Maroz, aber noch kein Talboden in Sicht, nur ein Fahrweg. Wenn doch da einfach ein Wagen für uns bereit stünde! Aber nichts da, weiter laufen in der prallen Nachmittagshitze dem Fahrweg folgend mit gelegentlichen Abkürzungen durch den Wald. Und endlich zeigten sich zwischen den Tannen die Dächer der etwa zwanzig Häuser von Casaccia. Das letzte Stück war dann noch ein kleines Zusatzgeschenk für die Beine und Knie, doch dann erreichten wir das Hotel Stampa. Die nette Gastwirtin führte uns in unser Zimmer und gleich buchstäblich in die Zeiten unserer Grossmütter zurück, was die Einrichtung des Hauses und des Zimmers betraf. Alte Bettstatt, Kommode und Nachtschränke mit Marmorplatten, anstelle des Nachthafens gab’s dann doch ein modernes Badezimmer, darüber waren wir natürlich sehr froh. Nach der Dusche und einem einfachem Nachtessen in der Gaststube im Hause fielen wir dann früh in unseren wohlverdienten Schlaf. Es war eine wunderschöne und eindrucksvolle, aber lange Tour, wir waren insgesamt mit Pausen neun Stunden unterwegs.

