Casaccia – Vicosoprano (Via Bregalglia Panoramica) und Fahrt nach Soglio
Donnerstag, 25. August 2016, ca. 2.5h

Wir haben herrlich geschlafen bei viel frischer Luft, warmen Decken und bequemen Matratzen in den alten Betten. Von draussen Stille, doch knarrte mein Bett jedesmal, wenn ich mich drehte (wie zu Grossmutters Zeiten). Am Morgen wachten wir früh auf, blieben dann jedoch noch eine Weile liegen. So las ich Ursula aus dem ViaSett Führer über die Künstlerfamilie Giagometti aus dem Bergell vor, die berühmten Maler Giovanni Giagometti und sein Sohn Alberto haben in Stampa gelebt und gewirkt. Stampa wäre das übernächste Dorf talabwärts. Dann gingen wir frühstücken und waren auch hier die letzten, die ambitionierten Wanderer sind alle bereits aufgebrochen. Dafür bot sich uns die Gelegenheit, mit der Wirtin zu plaudern und einiges über das Leben im Dorf und im Tal zu erfahren, was uns eher traurig stimmte. Den Bergbauern bringt das Bewirtschaften ihrer Höfen und Hängen durch die neuen Subventionsregelungen nichts mehr ein, sie geben auf, wandern ab und das Tal droht wieder zu verwachsen. Nur noch etwa tausenddreihundert Einwohner zählt das ganze Bergell heute noch.
Was unser Tagesprogramm betraf, riet sie uns auf der Panoramaroute bis Roticcio zu wandern und von dort nach Vicosoprano hinunter zu gehen und dann der historischen Talroute zu folgen. Ebenfalls empfahl sie uns an der Führung im Atelier der Giagomettis um 14.00 Uhr teilzunehmen. Die Panoramaroute verlief dem Wald entlang und kam am Campingplatz von Vicosoprano vorbei, wo es einen kleinen Badeteich gab. Wir wateten mit unseren müden Füssen im kalten Wasser auf dem feinen Sand. Das tat richtig gut. Dann ging’s weiter, wir wollten jedoch ab Vicosoprano den Bus nehmen, die Zeit wurde knapp und es ist inzwischen ziemlich warm geworden. Im Talkessel des Bergells ist nichts mehr von dem frischen Bergwind zu spüren.
So trafen wir rechtzeitig in Stampa im Talmuseum ein und konnten das Atelier der Giagomettis besichtigen. Die einheimische Führerin erklärte lebhaft aus dem Leben und Werken der beiden Künstler Giovanni und dessen Sohn Alberto Giagometti. Eine Tonaufzeichnung wurde in ein Strichbild umgewandelt und anschliessend wieder vertont in Geräusche aus der Natur, das war mal ganz speziell anzuhören. Auch das Talmuseum, das sich im 1581 erbauten Herrschaftshaus befindet, bot vieles zu besichtigen was über das frühere Leben der Talbewohner Auskunft gab und verfügt über eine sehr umfangreiche Steinsammlung , so dass wir unsere Steine identifizieren konnten.

Wir wollten auch noch den Palazzo Castelmur im Dörfchen Coltura besichtigen und machten uns anschliessend auf den ca. 10 Min. Fussweg. Das Dörfchen Coltura ist klein und hübsch, den schlossähnlichen Palazzo fanden wir jedoch sehr düster. Die Dauerausstellung über die Zuckerbäcker aus dem Bergell und Engadin jedoch war ganz spannend.
Auch ohne langes Wandern vergeht die Zeit rasch und müde wird man auch so, also machten wir uns per Postauto auf den Weg nach Soglio. Ich hatte Soglio für die letzte Nacht im Bergell gewählt, weil dieses Dorf oben am Hang als die Sonnenterasse im Tal gilt. Zudem hat der Maler Segantini über Jahre sein Winterquartier in Soglio, aufgrund des milden Klimas und der günstigen Lichtverhältnisse zum Malen.
Wir wollten noch im Palazzo von Salis im Garten etwas trinken, doch machte das grad zu, den Garten durften wir trotzdem noch besichtigen. Es gibt etwa zwei oder drei Herrschaftshäuser im Dorf, ansonsten erinnerten uns die düsteren engen Gässchen eher an ein mittelalterliches Städtchen. Zum Glück stammt unsere Unterkunft aus der Neuzeit. Das Stüa Granda hatte einen Garten, der an ein Grotto erinnert und das Zimmer war sehr schön, modern und komfortabel aber trotzdem heimelig. Das Nachtessen schmeckte super, wir sassen bis 21. Uhr draussen, der Abend war mild obwohl wir uns auf tausend Meter Höhe befanden. Rundum zufrieden von all den Eindrücken des Tages gingen wir anschliessend schlafen.

Ach herrje, jetzt freue ich mich noch mehr auf den Juni! Danke für den spannenden Bericht und die tollen Bilder. Liebe Grüße aus Limburg,
Jörg